Bottas schnappt Hamilton Platz eins für Monza-Sprint weg

Lewis Hamilton hat sich im Tempo-Tempel von Monza im Kampf um den besten Startplatz für die Sprint-Extrapunkte in letzter Sekunde seinem Noch-Teamkollegen Valtteri Bottas geschlagen geben müssen.

WM-Rivale Max Verstappen konnte mit dem Speed der Silberpfeile nicht mithalten. «Eine Mega-Runde», attestierte Hamilton dem Sieger der Formel-1-Qualifikation, die wie schon in Silverstone diesmal am Freitag ausgefahren wurde. 96 Tausendstelsekunden fehlten Hamilton auf Bottas, der seinen Erfolg im Auto entsprechend bejubelte bei seiner Abschiedstournee – der Finne muss nach der Saison sein Cockpit räumen.

Mercedes-Duo zu schnell für Verstappen

WM-Spitzenreiter Verstappen kam auf einer Runde auf dem Hochgeschwindigkeitskurs im Königlichen Park nicht an das Mercedes-Duo heran. Dem 23 Jahre alten Niederländer, der zuletzt in Belgien und den Niederlanden gewonnen hatte, fehlten 0,411 Sekunden auf Bottas. «Wir haben das Optimale rausgearbeitet», betonte aber Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko und zeigte sich zuversichtlich.

Zumal Bottas am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) beim Großen Preis von Italien von hinten starten muss. In seinem Mercedes waren aus strategischen Gründen der Motor und auch das Getriebe gewechselt worden. Für die Sprintentscheidung ist das allerdings ohne Belang.

Sebastian Vettel schaffte es im Aston Martin als Elfter nicht in die Top Ten. «Es tut mir leid», funkte der 34-Jährige an die Box und ärgerte sich in seinem Wagen, der wegen der Ende des Monats bevorstehenden Premiere des neuen James-Bond-Films mit 007-Logo verziert ist. «Ich war vielleicht ein bisschen zu konservativ», sagte der Hesse.

Mick Schumacher oft allein

Mick Schumacher kam im unterlegenen Haas auf den 18. Platz. «Es war recht schwierig, weil die Reifen nicht mehr die Temperatur hatten, die sie hätten haben sollen», sagte der 22-Jährige beim Sender Sky und freute sich, dass er sich aus dem teilweise dichten und chaotischen Windschatten-Verkehr heraushalten konnte. «Ich war immer recht allein», sagte er.

Nach den Tagen der Fahrerverkündungen fürs nächste Jahr ging es am Freitag nach dem einstündigen Training direkt zur Sache bei der K.o.-Ausscheidung. Für Mick Schumacher war sie wie erwartet schnell wieder vorbei, der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher ließ aber Robert Kubica als Ersatz für den mit dem Coronavirus infizierten Kimi Räikkönen und einmal mehr seinen Teamkollegen Nikita Masepin hinter sich.

Mit einer starken Runde in den letzten Sekunden des ersten Abschnitts kletterte Vettel zunächst aus dem roten Bereich. Vorn setzte sich fort, was sich zuvor beim Freien Training angedeutet hatte: Hamilton, fünfmaliger Monza-Gewinner, gab das Tempo vor. Für Vettel, der 2008 auf dem Kurs bei Mailand im Toro Rosso den ersten seiner 53 Grand-Prix-Siege gefeiert hatte, ging es nach dem zweiten Quali-Abschnitt nicht mehr weiter.

Bottas verdrängt Hamilton spät

Für Bottas schon. Es sah auch dann auch alles nach Platz eins für Hamilton aus, als dessen Rivale seine Toprunde hinlegte und Hamilton noch verdrängte. «Es ist mal ein guter Anfang für das Sprintrennen», betonte Teamchef Toto Wolff mit Blick auf den Vorsprung auf Red Bull.

Mit einem Sieg bei der Sprint-Qualifikation kann Hamilton nach Punkten womöglich schon mit Verstappen gleichziehen, sollte dieser höchstens Vierter werden. Drei Punkte gibt es für den Ersten, der dann auch der offizielle Polesetter für das Italien-Rennen sein wird. Zwei Zähler erhält der Zweite, einen der Dritte. Und im Klassement liegt Hamilton vor dem 14. von 22 Saisonrennen drei Punkte hinter Verstappen. Der britische Titelverteidiger kann in Monza auch seinen 100. Grand-Prix-Sieg perfekt machen.

Von Jens Marx, dpa