Brasilien trauert um Fußball-Ikone Mario Zagallo

Gut ein Jahr nach der Trauer um Pelé beweint Brasilien den Tod von Mario Zagallo. Die Familie des früheren Fußball-Weltmeisters teilte über Instagram mit, dass Zagallo im Alter von 92 Jahren gestorben sei.

«Ein hingebungsvoller Vater, liebevoller Großvater, liebevoller Schwiegervater, treuer Freund, erfolgreicher Berufstätiger und ein großartiger Mensch», hieß es neben einen schwarz-weiß Foto, auf dem Zagallo zwei WM-Trophäen in der Hand hält. «Ein Patriot, der uns ein Vermächtnis großer Erfolge hinterlässt», hieß es in dem Statement der Familie. «Mein Mitgefühl», schrieb der ehemalige Bundesliga-Profi Zé Roberto in den Kommentaren.

Der brasilianische Fußballverband ordnete eine siebentägige Trauer zu Ehren Zagallos an, der als Erster sowohl als Spieler als auch als Trainer den WM-Titel holte. Vor den Partien an diesem Wochenende wird eine Schweigeminute abgehalten. Der brasilianische Fußball trauere «um eine seiner größten Legenden», sagte Verbandspräsident Ednaldo Rodrigues.

Vier WM-Titel für Zagallo

Der Tod der Ikone lässt vorübergehend auch die Schlagzeilen um den Verband und vor allem um Rodrigues in Vergessenheit geraten. Dieser war zunächst wegen Unregelmäßigkeiten bei seiner Wahl von einem ordentlichen Gericht von seinem Posten abberufen worden, der Oberste Gerichtshof hob die Entscheidung am Donnerstag durch eine einstweilige Verfügung wieder auf. Kaum wieder zurück im Amt, teilte Rodrigues das Ende der kurzen Amtszeit von Interims-Nationalcoach Fernando Diniz mit, ehe Zagallos Tod bekannt wurde.

Zagallo gewann 1958 und 1962 an der Seite von Pelé, der am 29. Dezember 2022 im Alter von 82 Jahren gestorben war, den WM-Titel. 1970 führte er die Seleção als Nationaltrainer zum dritten Titelgewinn – wieder mit Pelé. «Ich möchte dir für alles danken, denn vieles, was in meinem Leben und mit der Seleção passiert ist, verdanke ich dir», sagte Pelé einst in einer Hommage des Fußball-Weltverbandes FIFA an Zagallo zu dessen 90. Geburtstag: «Ich habe viele wichtige Trainer gehabt, aber Zagallo war ohne Zweifel der beste von allen.»

Der Sport brachte Zagallo zum Weinen

«Ich habe die Seleção vollkommen verändert», sagte Zagallo einmal: «Dieses Team wird immer in Erinnerung bleiben.» 1994 war er beim abermaligen WM-Titel der Brasilianer als Assistenz-Coach von Carlos Alberto Parreira dabei. Nach ihm holten bisher nur Franz Beckenbauer und der Franzose Didier Deschamps als Spieler und Trainer den WM-Pokal.

Die Deutsche Fußball Liga kondolierte am Samstag via Twitter. Die brasilianische Zeitung «O Globo» schrieb: «Mário Jorge Lobo Zagallo war – wie man so sagt – ein glücklicher Mann. Er betrachtete sich selbst so.» Das Portal UOL huldigte einem der «größten Namen des Fußballs».

1950 habe der Sport Zagallo «zum ersten Mal zum Weinen» gebracht, hieß es in dem Beitrag zu dessen 90. Geburtstag bei der FIFA: Der 18 Jahre alte Soldat aus dem Bundesstaat Alagoas habe damals für ein Sicherheitsunternehmen im Maracanã-Stadion gearbeitet und sei nach dem überraschenden Sieg Uruguays gegen Brasilien im entscheidenden letzten Spiel der WM am Boden zerstört gewesen. «Acht Jahre später weinte er dann Freudentränen», hieß es über den Linksaußen, der erst einen Monat vor dem WM-Triumph sein erstes Länderspiel bestritten und im Finale eines seiner vier Länderspieltore für Brasilien erzielt hatte.