Brasilien und die Welt weinen: Staatstrauer nach Pelés Tod

In der Nacht der Tränen leuchtete die Christus-Erlöser-Statue von Rio de Janeiro in den brasilianischen Farben. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa ehrte den verstorbenen Pelé mit einem Sternbild in Grün und Gelb. Brasilien und die ganze Fußball-Welt weinen um «O Rei».

«Der Fußball hat seinen König verloren. Pelé war die Sonne Brasiliens», schrieb die französische Tageszeitung «Le Figaro». Nach dem Tod des Idols hat die Regierung seiner Heimat Brasilien eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Pelés Sarg soll am frühen Montagmorgen vom Albert-Einstein-Krankenhaus in São Paulo in seine Heimatstadt Santos transportiert werden.

Totenwache im Stadion des FC Santos

Dort findet am Dienstag im engen Familienkreis die Beerdigung statt, wie Pelés langjähriger Club FC Santos mitteilte. Demnach soll der Sarg mit dem Leichnam am Montag zunächst im Stadion des FC Santos in der Mitte des Spielfelds aufgebahrt werden. Die öffentliche Totenwache wird dann voraussichtlich um 10.00 Uhr beginnen. Edson Arantes do Nascimento, wie der einzigartige Stürmer mit vollem Namen hieß, war am Donnerstag im Alter von 82 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

Ein Dekret zur Staatstrauer des scheidenden Präsidenten Jair Bolsonaros wurde am Donnerstag (Ortszeit) im Amtsblatt veröffentlicht. «Pelé, der König des Fußballs, war einer der größten Sportler aller Zeiten. Der einzige dreifache Weltmeister bewies mit seinen Taten, dass er nicht nur ein großartiger Sportler war, sondern auch ein großer Bürger und Patriot, der den Namen Brasiliens überall bekannt machte», hieß es in einer Regierungsmitteilung.

«Ich hatte ein Privileg, das die jüngeren Brasilianer nicht hatten: Ich habe Pelé live spielen sehen», teilte der künftige Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva mit. «Er hat eine Gewissheit hinterlassen: Es hat nie eine Rückennummer 10 wie ihn gegeben. Vielen Dank, Pelé.»

Pele bis heute Rekordtorschütze der Seleção

Der Brasilianer war schon zu Lebzeiten eine Legende. Der Weltverband FIFA kürte ihn – ebenso wie den 2020 verstorbenen Argentinier Diego Maradona – zu einem der «Spieler des 20. Jahrhunderts». Mit 77 Toren in 92 Länderspielen ist Pelé bis heute Rekordtorschütze der Seleção. Mit Brasilien holte er 1958, 1962 und 1970 den WM-Titel, beim ersten war er gerade mal 17 Jahre alt. Sein Tod hat weltweit unzählige bestürzte Reaktionen hervorgerufen.

«Pelé war einer der größten Fußballer, der je gespielt hat. Und als einer der bekanntesten Athleten der Welt verstand er die Kraft des Sports, Menschen zusammenzubringen», schrieb der frühere US-Präsident Barack Obama über einem gemeinsamen Foto mit Pelé auf Twitter.

Ronaldo, der beim WM-Finale 2002 von Yokohama gegen Deutschland beide Tore zum bislang letzten brasilianischen WM-Titel erzielt hatte, würdigte den Verstorbenen: «Einzigartig. Genial. Technisch. Kreativ. Perfekt. Unerreicht.» Pelé sei der König des Fußballs, «der Größte aller Zeiten». Pelés Vermächtnis werde Generationen überdauern, schrieb der frühere Weltklasse-Stürmer. «Heute und immer werden wir dich feiern. Vielen Dank, Pelé. Ruhe in Frieden.»

Flick: «Pele für mich der König des Fußballs»

Schon während der Weltmeisterschaft in Katar hatte Brasiliens erneut gescheitertes Nationalteam um den schwer erkrankten Pelé gebangt. «Lange vor Maradona, Ronaldo und Messi gab es nicht einmal eine Debatte über den größten Fußballer aller Zeiten. Jeder Fan wusste, dass es Pelé war, und sie verehrten ihn», schrieb nun der «Daily Mirror» in Großbritannien. Für Bundestrainer Hansi Flick hat es einen «besseren Spieler als Pelé nicht gegeben, für mich war und ist er der König des Fußballs. Sein Spiel war nahe der Perfektion, er war komplett, hatte keine Schwächen.»

Das Vermächtnis des dreifachen Weltmeisters lasse sich nicht in Worte fassen, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino: «Sein Leben besteht aus mehr als nur Fußball. Er hat die Wahrnehmung in Brasilien, in Südamerika und in der ganzen Welt zum Besseren verändert.» Pelé sei schon seit langer Zeit unsterblich «und wird deshalb für immer bei uns sein.»

Der Leichenzug mit dem Sarg Pelés soll durch die Straßen von Santos führen – vorbei auch am Kanal 6, wo Pelés Mutter Dona Celeste wohnt. Sie wurde kürzlich 100 Jahre alt.

Ulrike John und Denis Düttmann, dpa