Brisantes Trainerduell: Rose und Hütter unter Druck

Diverse Rückschläge, viel Kritik – der Vereinswechsel im vergangenen Sommer hat Marco Rose und Adi Hütter bisher einige Probleme bereitet.

Der einstige Gladbacher-Coach Rose kämpft in Dortmund seit Wochen eher vergeblich gegen eklatante Abwehrprobleme an. Sein aus Frankfurt an den Niederrhein gewechselter Nachfolger sucht mit seinem eigentlich höher gehandelten Team gerade nach einem Weg aus der Bundesliga-Gefahrenzone. Das sorgt beim 100. Ligaspiel der beiden Traditionsclubs aus Dortmund und Mönchengladbach am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) für zusätzliche Brisanz.

BVB erneut mit desolater Defensivleistung

Besonders knifflig ist die Ausgangslage für BVB-Coach Rose nur drei Tage nach dem peinlichen und von Pfiffen begleiteten 2:4 in der Fußball-Europa-League gegen die Glasgow Rangers. Wie schon beim deutlichen 0:4 in der Champions Legaue in Amsterdam oder beim 2:5 im vergangenen Heimspiel gegen Bayer Leverkusen zeigte der BVB erneut eine desolate Defensivleistung. Medienberichte über ein Krisengespräch zu später Stunde, die Spekulationen über das schwindende Standing von Rose schürten, wurden umgehend dementiert. «Das gab es nicht», bestätigte Rose am Samstag der dpa.

Zudem klang die erste Reaktion von Michael Zorc wie eine Jobgarantie für Rose – selbst für den Fall einer neuerlichen Niederlage gegen Gladbach. «Das ist der normale Reflex in der Branche, aber diese Diskussion gehen wir nicht mit», sagte der Sportdirektor bei Sport1. «Der Trainer hat unsere volle Rückendeckung. Wir müssen hier nicht die Trainerfrage stellen.»

Zorc sieht «die BVB-Mannschaft in der Pflicht»

Vielmehr sieht Zorc für die Partien daheim gegen die andere Borussia und am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) in Glasgow «die Mannschaft in der Pflicht.» Bei aller Verärgerung über den frühen Knockout in der Champions League und im DFB-Pokal weiß man in der Dortmunder Chefetage durchaus zu schätzen, dass sich Rose zumindest in der Bundesliga passabel schlägt. Mit 46 Zählern steht der BVB zehn Punkte besser da als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison.

«Wir werden morgen eine Mannschaft aufs Feld schicken, die, davon gehe ich aus, anders auftritt. Wir wissen, dass wir ein Heimspiel haben und das wollen wir unbedingt gewinnen», sagte Rose vor dem Duell mit seinem Ex-Club. Nicht dabei ist nach wie vor Top-Torjäger Erling Haaland. Zudem fällt Manuel Akanji wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade rund drei Wochen aus.

Nach der Pleite gegen die Rangers hatte Rose einen konsequenteren Umgang mit seinen Profis angekündigt. «Ich steche rein ins das Wespennest, ich war unangenehm und werde unangenehm bleiben», sagte der 45-Jährige.

Hütter will mit Gladbach beim BVB punkten

Roses Gegenüber aus Mönchengladbach hofft auf einen weiteren Befreiungsschlag im Abstiegskampf. «Wir fahren nach Dortmund, um dort zu punkten», sagte der Österreicher Hütter. Das 3:2 gegen Augsburg, mit dem vor einer Woche der Abwärtstrend gestoppt werden konnte, hat für Selbstvertrauen gesorgt.

Nach zuvor nur einem Sieg aus neun Spielen und der Talfahrt in den unteren Tabellenabschnitt war es auch für Hütter wichtig, dass sich die Mannschaft in dieser Situation Luft verschafft. Vier Punkte aus den beiden zurückliegenden Partien und insbesondere engagierte Auftritte des Teams haben dafür gesorgt, dass Hütter wieder stabiler im Sattel sitzt.

Rückendeckung bekam Hütter auch von Nationalspieler Florian Neuhaus, der in der Hinrunde nicht immer in die Startelf berufen wurde und sich im November über mangelnde Unterstützung im Verein beklagt hatte. In einem Gespräch mit Hütter und dem damaligen Sportdirektor Max Eberl seien die Probleme ausgeräumt worden, erklärte Neuhaus der «Bild» vor dem Duell der Borussia-Teams. «Wir haben ein sehr professionelles und gutes Spieler-Trainer-Verhältnis. Der Coach hat mir ein paar Dinge gesagt, die ich verbessern soll. Darauf habe ich mich eingelassen und fühle mich heute sehr wohl damit», meinte Neuhaus.

Ähnlich wie im Hinspiel im vergangenen September, als Gladbach den BVB 1:0 bezwang, wollen die Gäste am Sonntag Akzente in der Defensive setzen. «Wir bekommen noch zu viele Gegentore», verwies Hütter auf die insgesamt 40 Gegentreffer, die sein Team an den bisherigen 22 Spieltagen kassierte.

Von Heinz Büse, Roland Leroi und Sandra Degenhardt, dpa