Bronze statt Gold: Judo-Weltmeisterin Wagner holt Medaille

Weltmeisterin Anna-Maria Wagner schlug erleichtert die Hände vor das Gesicht und vergoss in den Armen von Bundestrainer Claudiu Pusa Freudentränen.

Die 25-Jährige hat bei den Olympischen Spielen eines der kleinen Finals der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm und damit die zweite Medaille für den Deutschen Judo-Bund (DJB) in Tokio gewonnen. Die Ravensburgerin besiegte die Kubanerin Kaliema Antomarchi am Donnerstag durch Waza-ari. Das Halbfinale hatte sie zuvor gegen die japanische Ex-Weltmeisterin Shori Hamada verloren.

Wagner war nach ihren jüngsten Erfolgen mit großen Ambitionen zu den Spielen nach Japan gereist. Neben dem WM-Titel Mitte Juni in Budapest hat sie in diesem Jahr auch schon die Grand Slams in Tel Aviv und Kasan gewonnen. Technisch sei sie schon lange stark, sagte der Sportdirektor des Deutschen Judo-Bunds (DJB), Hartmut Paulat, der Deutschen Presse-Agentur. «Gerade im letzten Jahr hat sie sich aber auch physisch nochmal extrem verbessert.»

«Plötzlich die Gejagte»

Im ehrwürdigen Judo-Tempel Nippon Budokan gehörte die 25-Jährige daher zum engsten Favoritenkreis. «Einerseits ist bei der WM endgültig der Knoten bei ihr geplatzt, sodass sie innerlich nun mehr von sich überzeugt ist», sagte Sportdirektor Paulat. «Andererseits war sie dadurch hier jetzt plötzlich die Gejagte.» Eine neue Rolle für die Studentin, an die sie sich erst gewöhnen musste.

Gegen die Portugiesin Patricia Sampaio setzte sie sich zum Auftakt souverän durch, im schwer umkämpften Viertelfinale gegen die mehrmalige WM- und Olympia-Medaillengewinnerin Mayra Aguiar aus Brasilien im Golden Score. Im Halbfinale gegen Yamada war der Gold-Traum dann beendet. Im Bronze-Kampf bewies Wagner aber Moral und fügte ihrer Erfolgsbilanz 2021 doch noch die nächste Medaille hinzu.

Die einzige Frau, die olympisches Judo-Gold für Deutschland gewinnen konnte, bleibt vorerst Yvonne Bönisch, die 2004 in Athen triumphierte. Den bislang letzten Titel bei den Spielen bejubelte der DJB durch Ole Bischof 2008 in Peking. Am Mittwoch hatte Eduard Trippel in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm Silber und damit die erste Medaille für die deutschen Judokas beim Event in Tokio geholt. Karl-Richard Frey (Leverkusen) verlor in der Klasse bis 100 Kilogramm am Donnerstag erst im Viertelfinale und dann in der Hoffnungsrunde.