Bülter rettet Schalke einen Punkt gegen Gladbach

Auch Minuten nach dem Abpfiff ließ sich die Schalker Mannschaft von ihren Fans in der Nordkurve feiern – nicht für den ersten Sieg nach der Bundesliga-Rückkehr, aber für eine emotionale Aufholjagd.

Ein in der Nachspielzeit verwandelter Handelfmeter von Marius Bülter (90.+3 Minute) rettete dem Aufsteiger beim wilden 2:2 (1:0) im ersten Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach immerhin einen Punkt und sorgte für ein kleine blau-weiße Sommerparty.

«Der Bülti nimmt sich den Ball, hat das Selbstvertrauen und macht ihn rein. So muss das geregelt werden», sagte Schalkes Trainer Frank Kramer bei Sky: «Es ist unsere verdammte Pflicht, unser Herz auf den Platz zu schmeißen.» Zumal die 62.271 Zuschauer in der ausverkauften Arena eine «geile Stimmung» erzeugt hätten. «Schön, dass wir ihnen in der 93. Minute noch einen Punkt bescheren konnten», sagte Torjäger Simon Terodde.

Dabei hatte es zunächst nach einem erneut ganz bitteren Spiel für Schalke nach dem Aufstieg ausgesehen. Jonas Hofmann (72.) und Marcus Thuram (78.) drehten die Partie zugunsten der lange enttäuschenden Borussia, nachdem Rordrigo Zalazar (29.) die Schalker Führung erzielt hatte. Für Ektase sorgte dann Bülters verwandelter Elfmeter, vorausgegangen war ein Handspiel des eingewechselten Patrick Herrmann.

«Den kann man geben, leider», meinte der Gladbacher Christoph Kramer, der über die «unfassbare» Atmosphäre in der Schalker Arena schwärmte und meinte: «Das ist ein geiles Stadion, ein geiler Verein, der in die Bundesliga gehört.» Die Gladbacher hätten mit einem Sieg zumindest vorübergehend die Tabellenspitze übernommen.

Trotz des 1:3 zum Liga-Auftakt am vergangenen Wochenende beim 1. FC Köln war die Euphorie bei den Schalkern nach dem Aufstieg deutlich zu spüren. Die Zuschauer sorgten bei heißem Sommerwetter mit Temperaturen weit über 30 Grad für einen stimmungsvollen Rahmen. «Da bekommt man schon ein bisschen Pipi in den Augen, weil man angefixt ist. Geiler geht es ja gar nicht», sagte Kramer kurz vor dem Anpfiff. Mit einer gewaltigen blau-weißen Choreografie machte die Nordkurve die Königsblauen noch einmal richtig heiß. Das wirkte.

Von Beginn an gaben die im Vergleich mit den Borussen spielerisch limitierten Hausherren Vollgas. Schalkes Profis waren bissig, kämpften um jeden Zentimeter und stresste die um Struktur bemühten Gladbacher. Den eigentlich auf Ballbesitz ausgerichteten Borussen passte das gar nicht, immer wieder verließen sie allzu früh die von Farke vorgegebene Linie. Nach einigen gefährlichen Offensivaktionen zu Beginn des Spiels ging der Revierclub nach einer knappen halben Stunden nicht unverdient in Führung. Ein satter Weitschuss von Zalazar schlug unerreichbar für Gladbachs Keeper Yann Sommer in dessen rechten unteren Ecke ein.

Die Gladbacher, die in der Vorbereitung und in den ersten beiden Pflichtspielen unter ihrem neuen Trainer ungeschlagen waren, reagierte überrascht und geschockt auf den unerwarteten Rückschlag. Im Vergleich zum souveränen 3:1 am ersten Spieltag gegen eine allerdings auch mitspielende TSG Hoffenheim waren die Rheinländer nicht wiederzuerkennen. Mit dem mehr auf Zerstörung und Kampf ausgerichteten Spiel Schalkes hatte die uninspirierte Farke-Elf deutlich mehr Probleme. Ohne den nach wie vor verletzten Kapitän Lars Stindl hatte auch Nationalspieler Florian Neuhaus als dessen Vertreter hinter den Spitzen einen ganz schwachen Auftritt.

Nach dem Wechsel wurde Gladbach noch spielbestimmender. Insgesamt wurden die Hausherren nun aber weiter in die Defensive gedrückt. Gefährlich wurde Schalke kaum noch. Hofmann arbeitete den Ausgleich nach gut 70 Minuten förmlich ins Tor. Kurz darauf traf auch Thuram – doch den Schlusspunkt setzte Schalkes Bülter.

Von Carsten Lappe, dpa