Bundestrainer Hansi Flick: «Es hat einiges gefehlt»

Fragen an Bundestrainer Hansi Flick nach dem 1:1 der Fußball-Nationalmannschaft zum Nations-League-Auftakt am Samstagabend in Bologna gegen Europameister Italien.

Wie bewerten Sie den Start in die Nations League?

Hansi Flick: Ich glaube, wir sind gut ins Spiel gestartet. Wir haben aber nach 15, 20 Minuten den Faden verloren. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Italien hat es sehr gut gemacht. Sie waren eng am Mann, waren aggressiv, haben gut umgeschaltet. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Es hat die Intensität gefehlt, es hat einiges gefehlt. Wir werden das Spiel analysieren und hoffen, dass wir dann am Dienstag gegen England ein anderes Ergebnis und eine andere Leistung auf den Platz bringen.

Sie sind als Bundestrainer weiter ungeschlagen geblieben. Zugleich sagte Torschütze Joshua Kimmich im TV-Interview, dieses 1:1 sei zu wenig gewesen. Was trifft Ihre Gefühlslage am besten?

Flick: Mich interessieren Statistiken nicht. Mir geht es darum, wie die Mannschaft spielt, wie sie agiert. Wir haben einiges nicht so gut gemacht, wie wir es können. Auf dem Weg, den wir vorhaben, ist die Nations League top, weil wir gegen die Besten spielen in der Gruppe A. Es ist für uns eine gute Herausforderung zu bestehen. Ich hätte gerne drei Punkte mitgenommen. Die Italiener wirkten teilweise ein bisschen eingespielter als wir. Wenn ich etwas Positives herausziehe, ist es, dass wir nach dem 1:0 zurückgekommen sind und das 1:1 gemacht haben.

Sie hatten vorher gesagt, Sie wollten das Spiel «mit der bestmöglichen Mannschaft gewinnen». Müssen einige Spieler entscheidend mehr dafür tun, um in dieser bestmöglichen Mannschaft bleiben zu dürfen?

Flick: Klar, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorstellt, ist bei vielen auch ein Fragezeichen. Ich glaube aber nicht, das sich da einer heute rausnehmen kann. Man muss das als Mannschaftsleistung sehen, die nicht unser Anspruch ist. Wir können die Dinge besser machen, wir haben einfach mehr Qualität. Es hat die Intensität und die Präzision gefehlt.

Gehen Sie jetzt sofort an Ihre To-do-Liste für England?

Flick: Jetzt geht es erstmal darum, dass wir so schnell wie möglich den Akku aufladen, dass wir dann am Dienstag in München bei hundert Prozent sind. Wenn wir der Meinung sind, dass der eine oder andere Spieler da noch nicht ist, dann werden wir darauf reagieren. Wir haben ja einen großen Kader. Der Kader ist sehr gut. Wir haben richtig gute Spieler. Jetzt geht es für uns Trainer darum, dass wir die aufstellen, die bei hundert Leistung sind.

Sie hatten vorher viel über die Offensive gesprochen und gesagt, die Mannschaft sei gut aufgestellt, torgefährlich. Davon war wenig zu sehen. Spüren Sie da nicht auch eine gewisse Ungeduld?

Flick: Nein, nullkommanull. Es geht jetzt darum, die Dinge besser zu machen. Mir ist da nicht bange. Ich denke, dass wir da wieder in die Spur kommen. Wir werden auch wieder mehr Tore machen als nur eins.

Sie haben gesagt, dass Sie keinen Spieler so richtig in der Einzelkritik herausnehmen wollen. Trotzdem die Nachfrage zu Leroy Sané, an dem sich die Geister so ein bisschen scheiden. Er wirkte in manchen Szenen fast teilnahmslos. Wie haben Sie ihn gesehen?

Flick: Diejenigen, die mich schon länger kennen, wissen, dass ich hier in der Pressekonferenz keinen rausnehme. Für mich ist immer die gesamte Mannschaft in der Pflicht. Und da nehme ich keinen einzelnen Spieler raus.

Aufgezeichnet von Klaus Bergmann, dpa