Bundestrainer: Struktur- und Führungsproblem im Verband

Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn hat deutliche Kritik an der Führung des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) geübt.

Der DSV habe «derzeit definitiv ein Strukturproblem» und ein «großes Führungsproblem», sagte der 52-Jährige dem ARD-Morgenmagazin. «Es wird strukturell nicht gearbeitet, perspektivisch nicht gearbeitet. Wir haben sehr, sehr viel Zeit verloren in den letzten Jahren und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, um den Verband wieder auf ein gutes Niveau zu heben.»

Der DSV hatte sich zuletzt sowohl mit dem früheren Wasserspringer Jan Hempel, der von seinem 2001 gestorbenen Trainer jahrelang sexuell missbraucht worden war, als auch mit dem ehemaligen Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen auf hohe Vergleichszahlungen geeinigt. «Das Geld fehlt dem DSV definitiv. Wenn nicht unmittelbar in der Durchführung von Maßnahmen im Leistungssport – die sind jeweils bundesfinanziert – aber doch zum Beispiel im Management fehlen Positionen und Stellen, die einfach wegrationalisiert wurden», sagte Berkhahn.

Nach Ansicht des Coaches, der unter anderen Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock in Magdeburg trainiert, wirken sich die Probleme im Verband auch auf den Leistungssport und die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele im kommenden Sommer in Paris aus. «Wir versuchen natürlich für die Leistungsträger irgendwo ein ruhiges Fahrwasser zu schaffen, damit sie gut in die Spiele kommen. Aber letztendlich kann man nicht davon sprechen, dass wir eine strukturierte und professionelle Vorbereitung fahren dazu», sagte er.

Der DSV äußerte sich auf Anfrage der ARD schriftlich und wies die Vorwürfe zurück. Die Olympia-Vorbereitungen verliefen «professionell und planmäßig». Von Dezember an seien im Management und in der Geschäftsstelle wieder «alle Planstellen besetzt», hieß es weiter. Geführt wird der DSV derzeit von seinen Vizepräsidenten Wolfgang Rupieper und Kai Morgenroth.