Mit einem letzten Kräftemessen mit Angelique Kerber, dem Klassiker «Sweet Caroline» und ihrem immerzu strahlenden Lächeln hat sich Dänemarks Tennisstar Caroline Wozniacki von ihrer aktiven Profi-Laufbahn verabschiedet.
In der Kopenhagener Royal Arena gewann die frühere Weltranglistenerste ihr Abschiedsmatch von der großen Tennisbühne mit 7:5 und 6:4 gegen ihre langjährige Wegbegleiterin aus Deutschland.
«Das war ein fantastischer Abend», sagte die 31 Jahre alte Dänin nach dem letzten Spiel ihrer Karriere, das zuvor wegen der Corona-Pandemie mehrmals aufgeschoben werden musste. «Es hat jede Menge Spaß gemacht, wir sind viel gelaufen. Es war sehr besonders, heute Abend das letzte Match gegen eine großartige Freundin zu spielen.» Kerber und sie kannten sich schon, als sie sieben beziehungsweise neun Jahre alt gewesen waren, wie Wozniacki erzählte. Gegen sie noch einmal vor ihrem Heimpublikum zu spielen, das bedeute ihr eine Menge.
Kerber: «Sie ist solch ein Champion»
Von Deutschlands Nummer eins bekam Wozniacki höchstes Lob zurück. «Sie ist solch ein Champion», sagte Kerber. «Aber das Wichtigste ist, dass sie eine großartige Person ist, auf und neben dem Platz. Sie lächelt immer und ist immer nett zu allen.»
Zum Lächeln war der besten Tennisspielerin der dänischen Geschichte auch bei ihrem Abschiedsmatch zumute. Mehr als zwei Jahre nach ihrem letzten offiziellen Spiel auf der WTA-Tour bei den Australian Open 2020 zeigte Wozniacki bei dem Schaukampf, dass sie nach wie vor Tennis auf Topniveau spielen kann. Vor rund 10.000 Zuschauern war sie ihrer zweieinhalb Jahre älteren Kontrahentin absolut ebenbürtig, hielt manche Ballwechsel anders als in früheren Zeiten aber mit Netzangriffen häufig kürzer. Selbst der Tweener – der Ball zwischen den Beinen mit dem Rücken zum Netz – klappte irgendwann.
Nun folgt das Leben nach dem großen Tenniszirkus
Wozniacki und Kerber eint unter anderem eine langjährige Freundschaft und das Erreichen der Spitze der Weltrangliste, an der die Dänin 71 Wochen lang stand. Während Kerber drei der vier Grand-Slam-Turniere gewinnen konnte, steht bei Wozniacki nur ein solcher Titel zu Buche: 2018 hatte sie die Australian Open gewonnen. Damals feierten die Aussies den Danish Darling in Melbourne mit dem Neil-Diamond-Klassiker «Sweet Caroline» – der durfte auch in der Royal Arena nicht fehlen, nachdem sie den ersten Satz gewonnen hatte.
Nun folgt endgültig das Leben nach dem großen Tenniszirkus – und damit mehr Zeit für die Familie. Im vergangenen Juni waren Wozniacki und ihr Mann, der frühere NBA-Profi David Lee, zum ersten Mal Eltern geworden. Die kleine Olivia ist ein Grund, warum ein Comeback für Wozniacki derzeit kein Thema ist. Ein anderer ist, dass Ärzte 2018 eine rheumatoide Arthritis bei ihr festgestellt hatten, eine Autoimmunkrankheit, bei der es zu Entzündungen und Schwellungen der Gelenke kommt. Das Karriereende macht es ihr nun einfacher, mit der Krankheit zu leben, wie sie auf einer Pressekonferenz sagte. «Ich werde wohl nie ganz frei davon sein, aber ich habe es geschafft, etwas besser auf meinen Körper aufzupassen.»
In Dänemark kann man auch Tennis spielen
Und wie geht es mit dem dänischen Tennis weiter? Eigentlich ist Deutschlands Nachbar im Norden vor allem stolz auf seine Fußball- und Handball-Nationalmannschaften und noch dazu eine ausgesprochene Radnation, die in diesem Sommer gar den Startschuss zur diesjährigen Tour de France gibt.
Wozniacki bewies, dass man in Dänemark auch Tennis spielen kann. Nicht von ungefähr kommt da, dass in ihrem Fahrwasser gleich zwei potenzielle dänische Top-Ten-Spieler heranwachsen: Die 19-Jährige Clara Tauson ist bei den Damen derzeit Weltranglisten-38., der 18-Jährige Holger Rune steht bei den Herren auf Rang 91. Als Wozniacki im Oktober 2010 erstmals die Spitze der Weltrangliste erobert hatte, waren die beiden gerade einmal sieben Jahre alt gewesen – und hatten beide ein Jahr zuvor mit dem Tennis begonnen.