Champions League der Frauen: Neues Gewand und eigene Hymne

Erstmals Gruppenspiele, weltweit auch live zu sehen, endlich mehr Geld – und sogar eine eigene Hymne. Für Europas Topfußballerinnen beginnt in der Champions League diese Woche ein neuer Zeitabschnitt, die UEFA spricht sogar von einer «Ära».

Ein Gelddruck-Wettbewerb wie bei den Männern ist die Königsklasse der Frauen natürlich noch nicht. Aber die professionellere Vermarktung wird auch die deutschen Teilnehmer FC Bayern München, VfL Wolfsburg und TSG 1899 Hoffenheim voranbringen.

Der kommerzielle Wert steigt

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) schüttet insgesamt etwa 24 Millionen Euro aus und damit viermal mehr als bislang. Als Startgeld erhält jeder Teilnehmer der Gruppenphase mindestens 400.000 Euro und damit fünfmal mehr als bisher für einen Achtelfinaleinzug. Die beiden Gruppenersten ziehen jeweils gleich ins Viertelfinale ein. Der Champions-League-Sieger darf auf bis zu 1,4 Millionen Euro hoffen.

«Zeit zu handeln» heißt das Strategiepapier der UEFA: Die Zuschauerzahlen und der kommerzielle Wert der wichtigsten Frauenwettbewerbe sollen bis 2024 verdoppelt werden. «Wir sind begeistert von diesem Schritt, weil es der richtige ist. Ich hoffe, Spielerinnen, Teams und Fans stehen dahinter. Ich bedauere nur, dass ich da selbst nicht mehr mitspielen kann», sagte Nadine Kessler, UEFA-Abteilungsleiterin und frühere «Weltfußballerin» des VfL Wolfsburg. Die Hymne stehe «für den Beginn von etwas Neuem. Sie verkörpert aber auch das Wachstum eines ganzen Sports und hat daher eine große Bedeutung.»

Die neue Markenidentität allein wird die seit 2009 bestehende Champions League nicht in den Fokus rücken, aber der Wettbewerb ist auch erstmals deutlich sichtbar: DAZN zeigt auf seinem Youtube-Kanal alle 61 Spiele weltweit kostenfrei. Wer zu den Partien der deutschen Teams auch den deutschen Kommentar hören möchte, muss auf die kostenpflichtige Plattform des Streamingdienstes gehen.

Die Summen, die bei den Männern bezahlt werden, wollen viele Verantwortliche bei den Frauen lieber nicht hören. Dort erhält jeder der 32 Clubs, die an der Gruppenphase teilnehmen, eine Startprämie von 15,64 Millionen Euro. Alleine 2,8 Millionen Euro werden dann bei einem Sieg ausbezahlt. Erstmals gibt es nach UEFA-Angaben übrigens eine Querfinanzierung aus den Männer-Clubwettbewerben, auch mit Unterstützung der Europäischen Clubvereinigung ECA.

Drei deutsche Spitzenclubs dabei

Im Spitzenspiel des ersten Spieltags tritt Wolfsburg am 6. Oktober (21.00 Uhr) beim englischen Meister und diesjährigen Champions-League-Finalisten Chelsea FC Women an – mit der früheren VfL-Topspielerin Pernille Harder sowie den deutschen Nationalspielerinnen Ann-Katrin Berger und Melanie Leupolz. Für die Wolfsburgerinnen, die den Wettbewerb 2013 und 2014 gewannen und jetzt erst im Elfmeterschießen bei Girondins Bordeaux die Gruppenphase erreichten, heißen die weiteren Gegner Servette FCCF und Juventus Turin. «Wirtschaftlich sehr wichtig» bezeichnete Wolfsburgs Sportlicher Leiter Ralf Kellermann die Teilnahme.

Der deutsche Meister FC Bayern startet am 5. Oktober (21.00 Uhr) bei Benfica Lissabon. Die Münchnerinnen treffen noch auf Rekordsieger Olympique Lyon und BK Häcken (Schweden). «Mit aller Macht» will Trainer Jens Scheuer ins Viertelfinale.

Königsklassen-Neuling TSG 1899 Hoffenheim startet ebenfalls am 5. Oktober (18.45 Uhr) gegen den dänischen Meister HB Køge und hat es noch mit Titelverteidiger FC Barcelona und Arsenal WFC zu tun. «Das ist eine Gruppe, in der wir nichts zu verlieren haben», sagte Chefcoach Gabor Gallai. «Wir freuen uns sehr auf diese Herausforderungen und wollen das einfach genießen.»

UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin ist davon überzeugt, «dass das neue finanzielle Verteilungsmodell den gesamten professionellen Frauenfußball in ganz Europa stärken» wird. Zumal die Ligen mit Königsklassen-Clubs noch jeweils 5,5 Millionen Euro erhalten, die in die weitere Entwicklung des Sports fließen müssen.

Von Ulrike John, dpa