Corona-Ausbrüche bringen DEL, Clubs und Spieler in Not

Aus einer Liga mit 15 Teams ist derzeit eine Elfer-Liga geworden – in der Deutschen Eishockey Liga standen auch am 9. Januar nur noch drei statt sieben Spiele auf dem Programm.

Gleich vier Mannschaften sind derzeit wegen Corona-Ausbrüchen nicht spielfähig, die DEL ist damit einen Monat vor den Olympischen Winterspielen besonders gebeutelt. «Erst ohne Zuschauer, jetzt ohne Spieler – das macht nicht wirklich Spaß. Wir kämpfen bis zum Letzten», sagte DEL-Chef Gernot Tripcke bei Magentasport. Die Nervosität im Ligabüro, bei den Clubs und den Spielern ist erhöht, die Termin-Not wächst.

«Ich sperre mich jetzt die nächsten zwei Wochen zuhause ein», sagte Nationalkeeper Mathias Niederberger vom Meister Eisbären Berlin der Deutschen Presse-Agentur angesichts der zunehmenden Corona-Fälle. In drei Wochen soll sich das Nationalteam in Mannheim treffen und am 2. Februar nach Peking aufbrechen. Geht das Infektionstempo in der DEL so weiter, könnte Olympia für einige Spieler in Gefahr geraten.

Tripcke: «Uns gehen die Spieltage aus»

Die DEL gerät in Not, die Olympia-Pause dafür zu nutzen, die derzeit schiefe Tabelle mit Nachholspielen zu bereinigen. Schon weit über 30 davon stehen an. Auch weil die DEL als erste große deutsche Profiliga den Clubs erlaubt hat, Partien wegen Booster-Impfungen zu verlegen.

«Das stellt uns vor Probleme, den Spielplan über die Bühne zu bringen», sagte DEL-Geschäftsführer Tripcke der ARD. «Uns gehen die Spieltage aus. Wir können die Mannschaften ja nicht dauerhaft vier Mal pro Woche spielen lassen.» Am Freitagabend glaubte Tripcke noch, die vielen Spielabsagen «in den Griff» zu kriegen.

Da waren im EHC Red Bull München, den Iserlohn Roosters und den Grizzlys Wolfsburg drei Teams in kompletter Quarantäne. Am Samstag wurden dann auch noch die Bietigheim Steelers vom zuständigen Gesundheitsamt aktuell aus dem Spielbetrieb genommen. Dies könnte bald zu Nachholspielen während Olympia führen. «Wir müssen sehen, dass der eine oder andere Club spielen kann», sagte Tripcke.

«Die Fairness lässt mittlerweile Federn»

Indes würden Nachholpartien ohne die besten Profis, die dann in Peking im Einsatz wären, den Spielbetrieb möglicherweise weiter verzerren. Schon jetzt stellen vor allem natürlich die abstiegsbedrohten Clubs den zu dieser Saison wieder eingeführten Auf- und Abstieg infrage. «Die Fairness lässt mittlerweile Federn», urteilte Iserlohns Sportdirektor Christian Hommel.

Die Roosters sind aktuell Letzter und von Corona besonders betroffen. «Ich muss ganz ehrlich sagen, so hätte ich es nicht erwartet. Wir sind mittlerweile bei 27 Fällen angelangt», berichtete Hommel über den bereits zweiten Corona-Ausbruch im Sauerland in dieser Saison.

Logisch, dass er den drohenden Abstieg verhindert wissen will: «Ich bin klar gegen Auf- oder Abstieg. Es gehört nicht zu unserem Eishockey-Konzept. Es geht nicht, wenn drei bis fünf Teams ums Überleben kämpfen.» Noch hält die DEL an der ausgehandelten Regelung mit der DEL2 fest und verweist auf einen Vertrag mit dem Unterhaus. «Wir werden im Verhandlungsweg versuchen, das Problem zu lösen. Aber wir werden sicher keine Alleingänge machen», sagte Tripcke.

Nürnberg Ice Tigers setzen Ausrufezeichen

Möglicherweise könnte Iserlohn von der aktuellen Situation am Ende aber sogar noch profitieren. Die notgedrungene Spielpause nutzte der letzte zur Trennung von Chefcoach Brad Tapper. Das durchaus gut besetzte Team kann sich nun neu justieren und nach Beendigung der Team-Quarantäne mit neuem Chefcoach noch einmal neu angreifen. Und vielleicht im Februar, wenn den Spitzenteams die besten Spieler fehlen, in Nachholspielen einiges gerade rücken.

Sportlich gesehen sorgten die Nürnberg Ice Tigers für Aufsehen. Die Franken siegten beim Titelverteidiger und Spitzenreiter Eisbären Berlin mit 4:3 (1:1, 1:2, 2:0). Ryan Stoa erzielte drei Treffer für den Playoff-Anwärter. Die Düsseldorfer EG verlor beim 3:4 (1:1, 0:1, 2:1, 0:1) nach Verlängerung bei den Straubing Tigers das achte Match in Serie.

Von Carsten Lappe, dpa