Wer hoch hinaus will, kann tief fallen – Costa Ricas Fußball-Nationalspieler haben das äußerst schmerzvoll erlebt. Sie müssten aufhören, klein zu denken, hatte Bryan Ruiz, der 37 Jahre alte Fast-Fußball-Pensionär vor der Abreise betont.
Eine Überraschung wie 2014 bei der WM, als Costa Rica, das Land mit gerade mal rund fünf Millionen Einwohnern, erst im Viertelfinale und dort im Elfmeterschießen an den Niederlanden gescheitert war, war gefühlt das Mindeste, was sie in Katar erreichen wollen – oder besser wohl wollten. Auch vom Titel wurde sogar gesprochen, warum nicht?
Nach der Erdung durch die 0:7-Schmach gegen Spanien steht damit auch der Psychologe des Ticos im Fokus, der die selbstbewussten Ansagen praktisch vorgegeben hatte. «Die Person, die keine Ziel hat, weiß nicht, wo sie hingehen soll», hatte Felipe Camacho noch vor dem komplett missratenen WM-Auftakt beim Sender ESPN gesagt und die Kritiker direkt an ihn selbst verwiesen.
Zu denen, die die mutig-verwegene Devise der Costa-Ricaner, die sich durch einen 1:0-Erfolg im internationalen Playoff Anfang Juni gegen Neuseeland erst die Endrunden-Teinahme gesichert hatte, in Frage stellen, zählt Paulo Wanchope.
«Riskant und bis einen gewissen Grad verantwortungslos» sei es, befand der ehemalige Nationalspieler und -Trainer ebenfalls bei ESPN. Um auf so einem Niveau – dem Kampf um den WM-Titel – zu konkurrieren, bedürfe es Jahre der Planung und Arbeit. Er verstehe, dass es wichtig sei, ehrgeizig zu sein, sagte der 46-Jährige. «Aber man muss auch vernünftig sein. Man ist bei einem Turnier, bei dem die Besten sind.»
Gegen Japan an diesem Sonntag (11.00 Uhr MEZ) im Ahmed bin Ali Stadion in Al-Rajjan müssen die Costa-Ricaner zeigen, wie sie sich auch mental von der Demütigung durch die Spanier erholt haben und können dabei auch fürs deutsche Team mitentscheidend sein nach dessen Auftaktpleite gegen Japan. Zum Duell Deutschland Costa Rica so wie beim Eröffnungsspiel 2006 mit zwei Wanchope-Toren beim 4:2-Sieg des WM-Gastgebers kommt es am Donnerstag.