Darts-WM: Kampf der Giganten und ein Saarländer

Besonders viel Zeit für Gemütlichkeit und die Familie hatte Gabriel Clemens an Weihnachten nicht. Deutschlands bester Darts-Profi schuftete selbst in der dreitägigen WM-Pause noch im Fitnessstudio.

Der 39 Jahre alte Saarländer verabschiedete sich schon am ersten Weihnachtsfeiertag wieder ins Flugzeug Richtung London, wo ab Dienstag diverse Gigantentreffen des Pfeile-Sports im «Ally Pally» anstehen. Clemens ordnet alles den hohen sportlichen Zielen, die in der heißen Phase bis 3. Januar auf dem Prüfstand stehen, unter.

Top-Duelle im «Ally Pally» ab Dienstag

So freut sich die Darts-Welt am Dienstag (13.30 Uhr und 20.00 Uhr/Sport1 und DAZN) zwar besonders auf den Showdown zwischen dem Waliser Gerwyn Price und Raymond van Barneveld (Niederlande) sowie den nächsten Auftritt des zuletzt als «Grinch» verkleideten Weltmeisters Peter Wright.

Aber eben auch auf Clemens, der zum festen Bestandteil der erweiterten Weltspitze geworden ist und nun zum zweiten Mal nach 2021 ins WM-Achtelfinale einziehen könnte. Die Ausgangslage ist gut, denn der nächste Gegner ist am Dienstag (20.15 Uhr) nicht Ex-Europameister James Wade, sondern Außenseiter Jim Williams aus Wales.

Der «German Giant» sagt zwar, ihm sei der Gegner vollkommen egal. Doch Clemens‘ Chancen aufs Achtelfinale sind deutlich gestiegen. Den deutschen Primus begeistert allen voran die Atmosphäre im Alexandra Palace, in dem der Deutsche vor zwei Jahren mit einem Sieg über Weltmeister Wright schon mal verblüfft hatte. «’Oh wie ist das schön‘ im Ally Pally zu hören, ist schon ein geiles Ding», sagte Clemens nach seinem souveränen Auftakt beim größten Turnier der Welt.

Die Finalphase bei der WM ist stets gespickt mit Stars und großen Duellen, diesmal aber besonders. 29 gesetzte Spieler – und damit mehr als in jedem anderen der vergangenen zehn Jahre – meisterten ihre Auftakthürden, nun gibt es packende Aufeinandertreffen in Serie. Das vorerst größte ist sicher am Dienstagabend (21.30 Uhr) das von «Iceman» Price (Weltmeister 2021) und Routinier «Barney» (Weltmeister 2007).

Price favorisiert gegen van Barneveld

Die Ex-Champions gegeneinander erscheint auf dem Papier ein mögliches Halbfinale, doch nun kommt es schon in der Runde der letzten 32 dazu. Zwar gilt Primus Price als Favorit, doch kommt der 55 Jahre alte van Barneveld in sehr guter Form nach London. Von ihm selbst verkündete Geldsorgen und zuletzt eine Lebensmittelvergiftung konnten dem Niederländer zuletzt nichts anhaben. «Ich habe riesigen Respekt vor Gerwyn, aber ich glaube an mich selbst. Ich spiele sehr gut und kann es nicht erwarten, die Nummer eins der Welt herauszufordern», sagte «Barney».

Er hat bewegte Jahre mit privaten und gesundheitlichen Problemen hinter sich. Van Barneveld kündigte seinen Rücktritt an, zog die Ankündigung wieder zurück, trat dann wirklich zurück und feierte doch schnell wieder ein Comeback. So stark und gefestigt wie in den vergangenen Wochen sah man den früheren Nummer-eins-Herausforderer von Phil Taylor aber lange nicht.

Darts-Experte Elmar Paulke ist bei «Barney» trotzdem eher skeptisch. «Vielleicht kriegt er einen kleinen Run und kann das Viertelfinale erreichen. Die letzten zwei Jahre zeigen, dass er die Konstanz nicht hat. Er kann in jeder Runde rausfliegen», sagte Paulke der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sieg über die Nummer eins wäre für den Viertelfinal-Einzug zwingend nötig. Verliert Price, ist er seinen Status als Ranglistenerster sofort los. Parat stünde Paradiesvogel Wright, der am späten Dienstagabend (22.45 Uhr) auf den Belgier Kim Huybrechts trifft.

Patrick Reichardt und Marc Niedzolka, dpa