DAZN: Verärgerte Fans, Schnäppchen, Deals und Konkurrenz

Seit dem Start vor sechs Jahren hat der Internet-Sportsender DAZN viele Milliarden investiert – und macht seitdem keinen Gewinn. Kurz nach der nächsten teuren Investition in neue Champions-League-Rechte zeigt sich die Deutschland-Chefin Alice Mascia jedoch optimistisch.

«Wir machen signifikante Fortschritte», sagte die 48 Jahre alte Managerin der Deutschen Presse-Agentur. Sie kündigte für das kommende Jahr an: «Innerhalb der nächsten zwölf Monate wollen wir raus aus den roten Zahlen, das ist der Plan.»

Das klingt ehrgeizig, zumal DAZN viele Sportfans mit seinen häufigen Preiserhöhungen verärgert hatte. Das monatliche Abo kostete beim Start im August 2016 weniger als zehn Euro und liegt jetzt bei 29,99 Euro pro Monat. Derzeit versucht der Sportsender mit zeitlich begrenzten Sonderangeboten und Kooperationen mit Handelsunternehmen, Kunden zurückzugewinnen.

«Die Champions League ist sehr wichtig für uns»

Dass der Online-Anbieter weiter an sein Geschäftsmodell glaubt und langfristig plant, zeigte der in der vergangenen Woche bestätigte Deal mit der UEFA. «Die Champions League ist sehr wichtig für uns», betonte Mascia: «Die Rechte sind neben denen der Bundesliga für den deutschen Markt die bedeutendsten. Daher sind wir sehr glücklich damit, diese nun langfristig bis 2027 verlängert zu haben.»

Erneut hat DAZN den Konkurrenten Sky im Wettbieten ausgestochen und darf in den drei Spielzeiten ab 2024/25 jeweils 186 von 203 Partien exklusiv übertragen, während Amazon 17 Partien zeigt. «Exklusivität ist eine wichtige Komponente für unser Geschäft», betonte die DAZN-Chefin. Was das kostet, verriet Mascia nicht. Auch Kundenzahlen sind geheim. 

Dem Pay-TV-Sender Sky waren die Rechte offensichtlich zu teuer. «Bei allem Interesse sind wir mit einer ökonomisch klaren und verantwortungsbewussten Sicht auf den Wert von Sportrechten in den Prozess gegangen und waren deshalb auch im Sinne unserer Kunden nicht bereit, über den Wert, den wir diesem Recht beimessen, hinauszugehen», teilte Sky mit. Der Gesamtwert der aktuellen Rechte liegt nach Angaben von Fachmagazinen bei fast 300 Millionen Euro pro Saison, über den neuen Vertrag ist noch nichts bekannt geworden.

DAZN hat die Sport-TV-Landschaft hierzulande in wenigen Jahren verändert. «Wir sind auf dem deutschen Markt führend beim Fußball, und wir sind auch führend in der Breite des Sport-Angebots», betonte die Deutschland-Chefin. Neben Champions League und Bundesliga gehören unter anderem die Top-Ligen in Frankreich, Italien und Spanien zum Fußball-Angebot. DAZN verspricht «über 100 Stunden Live-Sport pro Woche».

Medien-Managerin rechnet mit neuer Konkurrenz

Dafür müssen immer wieder Verträge verlängert und neue Rechte gekauft werden. Das seien Investitionen für DAZN. «Aber es gibt viele Marktteilnehmer», sagte die Medien-Managerin. «Jeder will Rechte kaufen, jeder hat sein eigenes Geschäftsmodell.» Und sie rechnet mit neuer Konkurrenz. «Ich erwarte, dass Streamingportale wie Apple+ oder Netflix sich Sportrechte ganz genau anschauen», erklärte Mascia. «Wir erwarten wachsendes Interesse auch von diesen Unternehmen.

In der Szene hatte es für Aufsehen gesorgt, als Apple sich im März Spiele der nordamerikanischen Baseball-Profiliga MLB sicherte. Und im Juni einen weltweit geltenden Zehnjahresvertrag mit der Major League Soccer abschloss. «Sport gibt die Möglichkeit, seinen Kunden ein interessantes Programm anzubieten», erklärte die DAZN-Managerin: «Das gilt für das lineare Fernsehen sowie für Streaming.»

Das kostet und muss mit den Zahlungen der Kunden finanziert werden. Aber die früher auch bei Sky tätige Italienerin hat festgestellt: «Deutschland ist ein spezieller Markt, vor allem im europäischen Vergleich. Die Bereitschaft, für Sport im Fernsehen zu bezahlen, ist deutlich geringer ausgeprägt als in den Nachbarländern.»

Was das für das Abonnement in den kommenden Jahren bedeutet? «Wir schauen fortwährend auf unsere Preise und unser Angebot», antwortete die DAZN-Deutschland-Chefin, ohne konkreter zu werden. Sie betonte: «Unser nächstes großes Ziel ist die Profitabilität.»

Michael Rossmann, dpa