Olympia kann kommen. Das Eishockey-Nationalteam hat mit dem erstmaligen Gewinn des Deutschland Cups seit 2015 die Lust auf einen erneuten Coup bei den Winterspielen im Februar in Peking geweckt.
Am Sonntag sicherte sich der Olympia-Zweite von 2018 und WM-Vierte aus diesem Jahr mit dem überzeugenden 4:1 (2:0, 1:1, 1:0) gegen die Slowakei den Sieg beim traditionellen Vier-Nationen-Turnier in Krefeld. Für das ersatzgeschwächte Team von Bundestrainer Toni Söderholm war es der dritte Sieg im dritten Spiel.
«Es war eine sehr, sehr schöne Woche hier. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie wir uns entwickelt haben in den letzten Jahren», sagte Deutschland-Cup-Kapitän Marco Nowak von der Düsseldorfer EG. Der 31-Jährige sieht sein Team trotz der Rückkehr der NHL-Stars zu Olympia in Peking nicht als Außenseiter. «Bei Olympia wird es eine überragende Truppe, egal wer dabei ist. Wir können da Erfolge feiern», frohlockte Nowak.
Teamgeist, Spielfreude und Zug zum Tor
Vor der erneut enttäuschenden Kulisse von nur 2309 Zuschauern schossen Leo Pföderl vom Meister Eisbären Berlin (1. Minute), zweimal Ex-NHL-Stürmer Tobias Rieder (6./56.) und Dominik Bittner (39.) von den Grizzlys Wolfsburg die deutschen Tore. Samuel Bucek (26.) traf für den Ex-Weltmeister. «Es war schon beeindruckend, wie die Jungs gearbeitet haben», sagte Söderholm und zeigte sich erfreut über die gewonnenen Alternativen für das kommende Jahr. «Es hat sich jedenfalls niemand von Olympia weggespielt», sagte der Finne.
Söderholm hatte in Krefeld bewusst auf etliche Leistungsträger verzichtet und wollte stattdessen drei Monate vor den Winterspielen potenzielle Wackelkandidaten und vor allem bereits im Hinblick auf die WM im Mai testen. Dies gelang beeindruckend. An allen Spieltagen in Krefeld überzeugte einmal mehr ein von Söderholm zusammen gestelltes Team durch enormen Mannschaftsgeist, Spielfreude und Zug zum Tor. Gegen die Slowaken konnte es sich Söderholm gar leisten, die bislang starken Münchner Patrick Hager und Yasin Ehliz zu schonen.
Blitzstart gegen die Slowakei
Anders als beim 4:3 am Donnerstag gegen Russland und dem 3:0 am Samstag gegen die Schweiz war das deutsche Team diesmal von Beginn an da und wirkte extrem entschlossen. Bereits nach 14 Sekunden gelang Berlins Pföderl nach toller Kombination die schnelle Führung. Für den Olympia-Zweiten von 2018, der sehr gute Chancen auf eine erneute Olympia-Teilnahme haben dürfte, war es das dritte Turniertor.
Wenig später traf auch Rieder zum dritten und gut vier Minuten vor dem Ende mit einem entschlossenen Alleingang auch zum vierten Mal im dritten Spiel. Auch der 28 Jahre alte und inzwischen in Schweden bei den Växjo Lakers beschäftigte Rieder zählt zu den sicheren Kandidaten für Peking. «Das war natürlich super. Das Turnier ist perfekt gelaufen. Wir hatten hier jede Menge Spaß», sagte Rieder, der im Sommer in der NHL keinen Vertrag mehr erhalten hatte.
Söderholm vor schwierigen Entscheidungen
Ansonsten ist die Auswahl für Söderholm knifflig. Durch die Olympia-Rückkehr der NHL-Stars, die in Krefeld nicht dabei waren, sind einige Tickets sicher vergeben. Angesichts des inzwischen großen Leistungssprungs im deutschen Eishockey in den vergangenen Jahren und dem großen Angebot an international guten Spielern dürfte es zu einigen Härtefällen kommen.
Einige für Krefeld geschonte etablierte Nationalspieler wie Mannheims Markus Eisenschmid, David Wolf oder die Münchner Maximilian Kastner und Frederik Tiffels dürften es auch angesichts der Leistungen einiger Deutschland-Cup-Spieler schwer haben, in den Olympia-Kader zu rutschen. In Krefeld machten etwa einige unbekümmerte Talente wie vor allem Düsseldorfs Alexander Ehl auf sich aufmerksam. Auch Bittner, der in Überzahl das 3:1 erzielte, spielte in der Verteidigung ein gutes Turnier.