Endlich wieder Zuschauer, neue Stars und ein nahezu gewohntes Saisonformat: Alles wieder normal zum Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga? Mitnichten!
«Generell ist aber auch anzumerken, dass die Sorgen bei weitem nicht weg sind», sagte der Geschäftsführer des Titelfavoriten Adler Mannheim, Daniel Hopp, der Deutschen Presse-Agentur. «Diese sind erst dann überwunden, wenn wir wieder ohne Zuschauerbeschränkungen arbeiten können.»
Anders als vor Jahresfrist, als die DEL den Start einer letztlich stark verkürzten Saison mehrfach verschob und das damalige Defizit wegen des Zuschauerverbots während des Corona-Lockdowns auf rund 60 Millionen Euro bezifferte, dürfen nun zumindest teilweise wieder Zuschauer rein. Zum Auftakt am Donnerstag zwischen Titelverteidiger Eisbären Berlin und Mitfavorit EHC Red Bull München (19.30 Uhr/Sport1 und MagentaSport) etwa sind rund 6450 Zuschauer zugelassen.
Seriöse Planung nicht möglich
Die Rückkehr zu etwas Normalität führte auch zum bekannten Format mit dem Hauptrunden-Beginn Mitte September und anschließenden Playoffs, in denen immerhin wieder drei Siege zum Weiterkommen notwendig sind. Eine dpa-Umfrage unter den Clubs zeigt indes, dass eine seriöse Planung mit einem durchgehenden Saisonschnitt nicht möglich war.
«Wir mussten vorsichtig kalkulieren, da wir natürlich nicht wissen, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird», sagte Geschäftsführer Thomas Bothstede vom Meister Berlin. Und Augsburgs Manager Duanne Moeser befand: «Unser Sport ist in leeren Hallen nicht mehr dasselbe. Deshalb hoffen wir, dass wenigstens unsere vielen treuen Dauerkartenbesitzer die ganze Saison ins Stadion können.» Moeser macht sich «für unseren Standort unverändert große Sorgen».
Rufe nach dem Staat werden wieder lauter. Die Corona-Staatshilfen für ausgebliebene Ticketeinnahmen laufen am 31. Dezember aus. «Wenn Beschränkungen bei den Zuschauern bleiben, wäre es wichtig, dass die Hilfen bis Saisonende 2021/22 weitergezahlt werden», sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke der «Sport Bild» (Mittwoch). Zudem sollte jeder Club mehr als die geplanten 1,8 Millionen Euro erhalten.
Bemerkenswerte Transfers
Dabei wurden allen Sorgen zum Trotz im Sommer von einigen Clubs bemerkenswerte Transfers getätigt. Vor allem Mannheim rüstete nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus im Frühjahr gegen Wolfsburg auf und holte Ex-NHL-Verteidiger Korbinian Holzer und die Ausnahmestürmer Borna Rendulic und Nigel Dawes sowie das russische Top-Talent Ruslan Ischkakow. Auch an einigen kleineren Standorten wurden just zu der Spielzeit, in der es erstmals seit 16 Jahren wieder einen sportlichen Absteiger geben wird, erstaunliche Einkäufe getätigt.
«Ich wundere mich schon teilweise, dass manche Clubs anscheinend keine Probleme haben und auf dem Transfermarkt so aktiv sind. Ich kann aber nicht bewerten, wie das möglich ist», sagte Düsseldorfs Sportchef Niki Mondt. Ein Glaubwürdigkeitsproblem weist Tripcke indes von sich: «Das Preis-Leistungsverhältnis auf dem Markt ist ein anderes. Die Preise sind herunter gegangen.» Eine von Wolfsburgs Sportchef Charly Fliegauf geäußerte Selbstverständlichkeit («Klar sollte sein, das kein Club mehr ausgibt, als er einnehmen wird») gilt in der DEL aber nicht. Tripcke bekannte, dass an einigen Standorten «die Gesellschafter mehr für so etwas» aufkämen.
Leidtragende als mögliche Absteiger könnten Traditionsclubs wie Düsseldorf, Köln oder Nürnberg sein. Während am zweitkleinsten Standort in Straubing Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen mit der Aussage verblüffte, der Etat sei wieder auf Vor-Corona-Niveau, erklärte Mondt: «Ich kann nur sagen: Mein Budget wurde stark gekürzt im Vergleich zu vor Corona.» Der achtmalige deutsche Meister DEG musste etliche Leistungsträger abgeben.
Auf- und Abstieg
Auch der Kader des rheinischen Rivalen Kölner Haie sieht auf dem Papier nicht stärker als im Vorjahr aus, als die Haie erneut die Playoffs verpassten. «Die Gestaltung des Haie-Kaders 2021/2022 wurde weiterhin maßgeblich von der niedrigen Planungssicherheit und den Zuschauer-Einschränkungen geprägt», sagte Kölns Geschäftsführer Philipp Walter. Ähnlich äußerte sich auch Nürnbergs Wolfgang Gastner.
Nur gibt es eben wieder den Auf- und Abstieg. Bietigheim ist als 15. Team bereits neu dabei. Der Hauptrundenletzte steigt auf jeden Fall ab. Eventuell muss auch der Vorletzte dran glauben – wenn in der DEL2 die Frankfurter Löwen Meister werden. Die Hessen dürfen aus wirtschaftlichen Gründen als einziger Club aufsteigen. Von der Saison 2022/2023 an soll es im Oberhaus aber wieder nur 14 Teams geben.