Diskus-Olympiasieger Christoph Harting hat offen über Depressionen gesprochen und eine Rückkehr in den Leistungssport angekündigt.
«Ich musste die Reißleine ziehen. Es war psychisch ein absoluter Breakdown. Ich war in der Klinik, wurde psychotherapeutisch und psychologisch betreut, dazu kam die Einstellung mit Medikamenten», sagte der 33-Jährige der «Berliner Zeitung» und ergänzte: «Keiner ist davor gefeit.» Nach seiner Auszeit von eineinhalb Jahren peilt Harting jetzt die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris an.
Der Goldmedaillengewinner der Spiele von Rio 2016 hatte nach der Trennung von seiner Frau von April 2021 bis August 2022 keine eigene Wohnung. Zudem war er aus dem Leistungskader gestrichen worden. «Der Sport war das Einzige, was meinem Alltag noch halbwegs Struktur gegeben hat – aber auf einem Level, das man nicht Leistungssport nennen kann», sagte Harting.
Zurück im DLV-Kader
Trotz der Versöhnung mit seinem Bruder Robert kurz davor war das Verhältnis der beiden Sportler noch zu distanziert, um beim Olympiasieger von London 2012 Quartier zu beziehen. «Wahrscheinlich hätte er es zugelassen, wenn ich gefragt hätte, aber ich war noch zu stolz, um zu fragen», sagte Christoph Harting. Seit Mitte des letzten Jahres ist er wieder Kaderathlet ist. Am Sonntag möchte er bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften ins Finale der Diskuswerfer einziehen.
Mit einer Bestweite von 63,22 Metern in diesem Jahr rechnet Harting nicht mit einem Start bei der Leichtathletik-WM, die vom 19. bis 27. August in Budapest ausgetragen wird. Das sei «unrealistisch. Die Norm sind 67 Meter. Da fehlen noch vier Meter», sagte Harting.
«Für mich ist eine WM-Teilnahme unwahrscheinlich, was schade ist, weil ich gern dabei sein würde, denn es steckt im Körper. Aber bei der täglichen Arbeit kommt es nicht raus», sagte Harting. Er will weiter nach vorne schauen. «Daher richte ich mich nach der Langfristigkeit: Ziel Paris 2024. Der Coach sagt, wir sind voll im Plan. Dann kommt aber das Ungeduldige in mir: Ich will auch dieses Jahr was machen. Das steht gerade im Konflikt.»