Der Club der 40er: Kampf um die Cockpits

Nico Hülkenberg kann sich die Aufnahme in den 40er-Club der Formel 1 auch ziemlich gut vorstellen.

«Es ist immer schwer vorherzusagen, wie lange man etwas machen will. Aber noch ein paar Jahre mehr, bis 40 ist es auch nicht so wahnsinnig weit weg», sagte der gebürtige Rheinländer bei der offiziellen Pressekonferenz zum Großen Preis von China, die auch ein bisschen zum Treffen der Generationen wurde.

Neben Hülkenberg, der im August 37 Jahre alt wird, hatte es sich Fernando Alonso bequem gemacht. Der Weltmeister von 2005 und 2006 wird seinem neuen Vertrag zufolge 2026 im Juli auch seinen 45. Geburtstag als Formel-1-Pilot erleben.

Neben Alonso saß wiederum der 24 Jahre alte Chinese Guanyu Zhou, der sich vor zwei Jahrzehnten als kleiner Bub und Alonso-Fan von der Königsklasse des Motorsports auf dem Shanghai International Circuit so hatte faszinieren lassen, dass er auch einer von ihnen werden wollte.

Hamilton: So ein verrückter Trip

Das Problem nun ist, dass sie alle weitermachen wollen. Alonso hat seine Zukunft bereits gesichert, ebenso Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der in der kommenden Saison mit auch schon fortgeschrittenen 40 Jahren für Ferrari antreten wird und selbst ein bisschen über sich staunen muss. «Es ist so ein verrückter Trip», sagte der Noch-Mercedes-Pilot: «Ich fühle mich immer noch jung.»

Relativieren dürfte sich das allerdings rein faktisch beim Blick auf den 17 Jahre alten Kimi Antonelli, der in dieser Woche im österreichischen Spielberg den Formel-1-Mercedes aus der Saison 2021 testen durfte. Der italienische Teenager gilt als großes Talent und möglicher Anwärter auf den frei werdenden Platz von Hamilton bei den Silberpfeilen.

Nachfrage übersteigt das Angebot

20 Cockpits stehen insgesamt zur Verfügung. Dem Vernehmen nach ist – Stand jetzt – die Hälfte davon fürs kommende Jahre noch nicht wieder (neu) vergeben. Sprich: Die Verträge von zehn Fahrern laufen nach dieser Saison aus und neue haben die betroffenen Piloten noch nicht.

Hülkenberg ist einer davon. «Es ist eine interessante Situation», sagte er im Fahrerlager von Shanghai: «Der Fahrermarkt ist sehr dynamisch, und die Fahrer ohne Vertrag haben einiges zu tun und müssen viele Gespräche führen, ihre Optionen ausloten – und versuchen, ihre Zukunft festzuzurren. Das gilt auch für mich.»

2010 stieg er in die Formel 1 ein, im Jahr darauf war er nur noch Ersatzfahrer, stieg danach wieder zum Stammpiloten auf und kehrte nach seinem Aus Ende 2019 nach diversen Aushilfsfahrten als Ersatzmann 2022 ins Cockpit zurück, als er den Platz von Mick Schumacher bei Haas bekam. Für das US-Team fährt er auch in dieser Saison.

Was ist mit Hülkenberg und Audi?

Mit einem Wechsel zu einem der großen Teams in der Rennserie war es nie etwas geworden, obwohl Hülkenberg mit Erfolgen und Titeln wie dem Gewinn der damaligen GP2-Meisterschaft vor seinem Formel-1-Start bereits einen verheißungsvollen Kurs eingeschlagen hatte. Letztlich kam er mit seinen Teams aber bei über 200 Grand-Prix-Starts noch nicht einmal aufs Podest in der Formel 1.

Hülkenbergs Qualitäten sind dennoch anerkannt in der Königsklasse. Spekuliert wird daher auch immer wieder mit einem Engagement beim designierten Audi-Werksteam, das ab 2026 antreten soll. Hülkenberg wird in dem Jahr 39 Jahre alt. Und hier trifft Hülkenberg auch wieder auf Zhou. Der Chinese hat im Moment einen der beiden Plätze bei Kick Sauber, dem Team, das Audi übernimmt. Der andere gehört noch dem 34 Jahre alten Finnen Valtteri Bottas.

Womöglich könnte es schon im kommenden Jahr eine andere Paarung geben. Laut Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko soll Carlos Sainz «ein sehr lukratives Angebot von Audi» haben, «das wir nicht matchen oder überbieten können», wie der 80-Jährige der «Kleinen Zeitung» aus Österreich in einem Interview sagte.

An Sainz, der nach dieser Saison seinen Platz bei Ferrari für Hamilton räumen muss, hat auch Red Bull Interesse, zumindest bestätigte Marko Gespräche mit dem 29 Jahre alten Spanier. Reden, fahren, reden. Ob jung, ob ein bisschen älter – so geht es auch weiter in dieser Saison.

Von Jens Marx, dpa