Frustriert verließ die deutsche Pferdsport-Delegation nach dem Ende der Gold-Serie den Baji Koen Equestrian Park. Daniel Deußer scheiterte im olympischen Einzel-Finale der Springreiter frühzeitig und sorgte in Tokio für betretene Mienen.
Mit acht Strafpunkten verpasste der 39-Jährige im Sattel von Killer Queen deutlich das Stechen um die Medaillen und kam nur auf Platz 18. «Es ist enttäuschend», sagte der Reiter und gab zu: «Ich muss einfach besser reiten.»
Deußer hatte als einziger Reiter des deutschen Teams das Finale der besten 30 erreicht, doch mit seiner elf Jahre alten Stute fehlte die gewohnte Souveränität. Schon früh im Parcours klapperten die Stangen, ehe der im belgischen Rijmenam lebende Hesse zwei Abwürfe hinnehmen musste. «Daniels Runde war heute nicht ganz so rhythmisch», kommentierte Bundestrainer Otto Becker.
Ohne Top-Pferd Tobago
Der in Wiesbaden geborene Reiter war als Weltranglisten-Erster einer der großen Favoriten. Allerdings musste Deußer in Tokio auf sein angeschlagenes Top-Pferd Tobago verzichten und sattelte Killer Queen. «Mein Pferd war beeindruckt und ist sehr vorsichtig geritten zu Beginn», erklärte der in Belgien lebende Deußer.
«Klar sind wir enttäuscht, wir hatten uns mehr erhofft», kommentierte der Bundestrainer. «Auch, dass sich vielleicht einer mehr fürs Finale qualifiziert hätte.» Ganz ähnlich drückte es Delegationsleiter Dennis Peiler aus: «Das ist natürlich enttäuschend. Es sollte heute nicht sein, aber sicher hatten wir uns mehr erhofft.»
Feiern durfte hingegen der Brite Ben Maher, der mit Explosion Gold gewann. Silber ging an den Schweden Peder Fredricson mit All In vor dem Niederländer Maikel van der Vleuten mit Beauville. Vergeblich hatten am Mittwoch André Thieme aus Plau am See und und Christian Kukuk aus Riesenbeck für Deußer die Daumen gedrückt. Die Olympia-Debütanten hatten mit ihren Pferden Chakaria und Mumbai schon in der Qualifikation je einen Abwurf kassiert und mussten im Finale zuschauen. Einer der beiden Reiter wird wohl keinen weiteren Olympia-Ritt in Tokio erleben.
Letzte Chance Teamwettbewerb
Für die deutschen Springreiter gibt es die letzte Medaillenchance im Mannschaftswettbewerb am Freitag (12.00 Uhr MESZ) und Samstag (12.00 Uhr MESZ), doch nur ein Trio darf starten. Deußer gilt ebenso als gesetzt wie Maurice Tebbel. Der 27-Jährige aus Emsbüren war vom Bundestrainer mit dem Hengst Don Diarado nicht für das Einzel nominiert worden, hat aber seinen Startplatz im Teamwettbewerb zugesichert bekommen.
Ginge es nach dem Auftritt im Einzel dürfte Thieme nur Zuschauer beim Team-Springen sein. «Jetzt heißt es erstmal Wunden lecken und dann alle Konzentration auf den Mannschaftswettbewerb», sagte Reitsport-Delegationsleiter Peiler.
«Wir werden eine Nacht jetzt schlafen, alles in Ruhe analysieren und dann entscheiden, was das Beste fürs Team ist», sagte Becker. Die abschließende Entscheidung über die Zusammensetzung des Trios wird der Coach am Donnerstag treffen. Alle Pferde müssen noch die Verfassungsprüfung absolvieren, bei der Tierärzte die Fitness überprüfen.