Deutsche Bewerbung um Fußball-WM der Frauen 2027 scheitert

Die deutsche Delegation um Bernd Neuendorf verfolgte enttäuscht, wie Gianni Infantino unter lautem Jubel mit einem Lächeln den Ausrichter der WM der Frauen 2027 verkündete. «Brazil» stand auf dem goldenen Zettel, den der FIFA-Präsident in die Kameras im Kongresszentrum von Bangkok hielt. Die Endrunde in gut drei Jahren wird in Brasilien gespielt, nicht in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Die gemeinsame Bewerbung unterlag bei der Vergabe durch den Kongress des Weltverbands deutlich mit 78:119 der gültigen Stimmen. Deutschland war zuletzt 2011 Ausrichter der WM der Frauen.

«Ich bin euphorisch», sagte der brasilianische Verbandschef Ednaldo Rodrigues und dankte seinem Team. «Ich fühle eine Menge Emotionen, wir wussten, dass es schwer werden würde. Aber wir wussten, dass wir vereint erfolgreich sein würden.» Brasilien werde die «beste WM» liefern. «Ich lade alle ein, nach Brasilien zu kommen», sagte der Verbandschef. Infantino äußerte – wieder einmal: «Es wird die beste WM aller Zeiten.»

Erstmals in der Geschichte des Weltfußballs findet eine Weltmeisterschaft der Frauen in Südamerika statt. Das Finale steigt im legendären Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro. Hätte das europäische Trio sich durchgesetzt, wäre in drei Jahren länderübergreifend in insgesamt bis zu 13 Städten gespielt worden. Alle vorgesehenen deutschen Spielorte liegen im Westen: Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln. Laut FIFA-Evaluationsbericht sollte Amsterdam der Ort des Eröffnungsspiels werden, in Dortmund sollte das Finale steigen. 

Deutsches Werben bleibt vergebens

DFB-Präsident Neuendorf und die deutsche Delegation hatten in den vergangenen Tagen in Bangkok noch versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten. Die brasilianische Bewerbung war international favorisiert worden, auch weil sie im FIFA-Evaluationsbericht leicht besser bewertet worden war. «Wir glauben, dass wir eine ausgezeichnete Bewerbung vorgelegt haben», hatte Neuendorf vor der Vergabe gesagt. Kurz vor der Abstimmung versprach der DFB-Chef auf der Kongress-Bühne «die größte Feier in der Geschichte des Frauenfußballs». Auch DFB-Sportdirektorin Nia Künzer warb an der Seite der niederländischen Ikone Clarence Seedorf in letzter Minute um Stimmen – vergebens.

Die anderen europäischen Verbände standen zwar hinter dem UEFA-Trio. Brasilien punktete aber auf dem amerikanischen Kontinent, in Asien und in Afrika. Die USA und Mexiko hatten ihre Bewerbung vor dem Kongress zurückgezogen und einen neuen Anlauf für 2031 angekündigt.

Der Weltverband hatte vorab Aspekte der Bewerbungen wie die Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Menschenrechte und rechtliche Fragen bewertet. In der Bewerbung der Europäer bestünde «eine Reihe von rechtlichen Risiken», hieß es. Die Regierungen der Länder hätten die rechtliche Durchsetzbarkeit von eingereichten staatlichen Unterstützungsdokumenten nicht vollständig garantiert.