Niedergeschlagen trotteten Deutschlands Florettfechter von der Olympia-Planche in Chiba – einer nach dem anderen.
Nach fünf Entscheidungen bei diesen Sommerspielen in Japan stand fest: Der Deutsche Fechter-Bund (DFB) geht wie schon bei den Sommerspielen vor fünf Jahren in Rio de Janeiro leer aus. Einzig die Säbelfechter hatten im Team aussichtsreiche Chancen auf das Treppchen – scheiterten aber im Kampf um Bronze. «Natürlich sind wir enttäuscht. Das Ziel war eine Medaille», fasste Sportdirektor Sven Ressel den Olympia-Auftritt zusammen. Florettfechter Andre Sanita übte Kritik.
Deutschlands Fechter haben schon vor Jahren den Anschluss an die Weltspitze verloren. Die einst glorreichen Zeiten, in denen Anja Fichtel, Britta Heidemann und Co. die Wettkämpfe bei Olympischen Spielen dominierten, sind längst vorbei. Ausgerechnet in der Sportart, in der IOC-Präsident Thomas Bach 1976 in Montreal Mannschafts-Gold gewann.
Mehr Lehrgänge im Ausland gefordert
Angesprochen auf mögliche Gründe für die Krise des deutschen Fecht-Sports, sagte Andre Sanita: «Man sollte mehr in die Wettkampf-Vorbereitung investieren.» Ein paar mehr Lehrgänge im Ausland seien sinnvoll, um mit den Top-Nationen trainieren zu können. «Es fehlt an Qualität und Quantität der starken Gefechte», kritisierte der 29-jährige Solinger.
Bei den Sommerspielen in Seoul 1988 hatten sich die Deutschen noch zu acht Medaillen (7 BRD/1 DDR) gefochten. Mit den Jahren wurde Edelmetall immer seltener. Britta Heidemann war es vor allem, die mit Gold und Silber in Peking (2008) und London (2012) den DFB noch einmal jubeln ließ – seitdem ist es still geworden.
Die dramatisch rot-blau beleuchtete Messehalle in Chiba rund 40 Kilometer östlich von Tokio brachte den Deutschen bei diesen Spielen ebenfalls kein Glück. Die Florett-Herren verloren im abschließenden Teamwettkampf am Sonntag gegen die klar favorisierten US-Amerikaner im Viertelfinale. Auch die Säbelfechter um Vierfach-Europameister Max Hartung waren wenige Tage zuvor leer ausgegangen, nachdem sie das kleine Finale um Bronze verloren hatten. In den ernüchternden Einzeln war für alle deutschen Fechter spätestens im Achtelfinale Endstation.
Hoffen auf Nachwuchs
Sportdirektor Sven Ressel sieht jetzt vor allem die Landesverbände und Vereine in der Pflicht. «Wir brauchen den Nachwuchs aus den Vereinen», sagte er und forderte zukünftig «deutlich mehr qualitativ gute Fechter im System». Es sei ein langer Weg, aber nur so könne der Sport wieder dauerhaft erfolgreich werden.
Die Nachwuchsförderung ist jetzt besonders wichtig, da sich prominente Namen wie Max Hartung nach den Spielen vom aktiven Leistungssport verabschieden. Auch Joppich, der 2012 in London Bronze gewann, scheint mit seinen 38 Jahren dem Karriereende nahe. Der Routinier ließ seine Zukunft zwar noch offen, schwelgte aber schon in Erinnerungen. «Es war eine lange Karriere, mit der ich sehr glücklich bin – sehr glücklich», sagte Joppich.
Drei Jahre hat der DFB nun für den erhofften Umbruch. «Diese Chance werden wir nutzen», sagte Ressel optimistisch. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris will der Sportdirektor deutsche Fechter wieder auf dem Treppchen sehen – so wie früher.