Am Ende lagen sich die fünf deutschen Turnerinnen in den Armen. «Wir sind ein superstarkes, tolles Team», sagte Kim Bui. Bei ihrer letzten Europameisterschaft führte die erfahrene 33-Jährige die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) zu 158,730 Punkten und auf Platz eins in der Zwischenwertung nach sieben von 27 Nationen.
«Ich erwarte, dass das Finale realistisch ist. Am meisten stolz bin ich auf die Fortschritte im Team und auf das Mannschaftsresultat. Alle haben füreinander gekämpft», sagte Bundestrainer Gerben Wiersma. Das Mannschaftsfinale der besten acht Teams findet am Samstag (14.00 Uhr) statt.
Kim Bui, die nach der EM ihre Karriere beenden wird, war mit 52,999 Punkten zugleich beste deutsche Turnerin. Die erst 18 Jahre alte Emma Malewski kam auf 52,032 Zähler und kann sich zudem mit 13,500 Punkten Hoffnungen auf das Finale am Schwebebalken am Sonntag machen. Die deutsche Mehrkampf-Meisterin Sarah Voss (Köln) sammelte im Vierkampf 50,899 Punkte.
Wie schon bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Berlin trat die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz nur an ihrem Spezialgerät Stufenbarren sowie am Sprung an. Am Barren erhielt sie wie Kim Bui 14,200 Punkte, womit beide auf Final-Kurs lagen. Pauline Schäfer-Betz startete lediglich am Schwebebalken und am Boden. Im Mehrkampf-Einzel werden die Medaillen bereits am Donnerstagabend vergeben.
Schrecksekunde am Morgen
Die Qualifikation am Morgen hatte mit einer Schrecksekunde begonnen. Sarah Voss knickte beim Abgang vom Schwebebalken um und humpelte mit einer Wadenverletzung vom Podium. «Die Wade ist den Umständen entsprechend in Ordnung. Es könnte besser sein», sagte sie und gab zu, dass die Wade schon vor dem Championat lädiert war. Daher verzichtete sie auch am Boden sowie beim Sprung auf eigentlich geplante, schwierigere Elemente. «Ich habe das Beste für mich persönlich herausgeholt», bilanzierte die 22-Jährige und fügte an: «Ich bin alles in allem sehr zufrieden, wie das ganze andere Team das aufgefangen hat, dass wir uns im Endeffekt trotzdem gut präsentieren und mit einem guten Mannschaftsergebnis rausgehen konnten.»
Besonders beflügelt von der Atmosphäre in der Mannschaft war Emma Malewski. «Emma hat sich hervorragend präsentiert als unser Youngster, ist megasolide durchgekommen», lobte Voss die 18-Jährige, die bei ihrem EM-Debüt 2021 in Basel Platz 40 im Mehrkampf belegt hatte. Nach dem ersten Durchgang rangierte sie nun auf Rang drei. Das habe sie ebenso wenig erwartet wie die hohe Punktzahl, bekannte sie mit einem erfrischenden Lachen. «Es war einfach nur fantastisch, hier zu turnen», sagte sie und lobte wie alle anderen die Stimmung in der Mannschaft: «Total toll. Das ist einfach so amazing. Wir sind so zusammengeschweißt in den letzten Tagen. Ein tolles Team.»