Georg Grozer verfolgte das EM-Aus der chancenlosen deutschen Volleyballer mit ausdruckslosem Blick in seiner Trainingsjacke auf der Bank.
Der Starspieler musste nach seiner frühen Auswechslung wegen Knieproblemen hilflos mitansehen, wie seine Mannschaftskollegen im Viertelfinale im tschehichen Ostrau 0:3 (13:25, 18:25, 19:25) gegen Italien verloren. In der einseitigen Partie konnte die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nicht an die guten Leistungen anknüpfen, die sie zuvor in dem Turnier gezeigt hatte. Wie schon vor zwei Jahren muss der EM-Zweite von 2017 erneut nach der Runde der besten Acht die Koffer packen. Die Südeuropäer treffen am Samstag in Kattowitz auf Serbien, das mit 3:0 gegen die Niederlande gewann.
«Wir wollten definitiv nach Polen», sagte der enttäuschte Kapitän Christian Fromm, der wie beim 3:1-Achtelfinal-Erfolg am Sonntag gegen Bulgarien nicht in der Startformation stand. «Aber wir konnten Italien nicht unter Druck setzen. Das war ein sehr bitterer Abschluss.»
Noch keine Diagnose bei Grozer
Eine genaue Diagnose bei Grozer steht noch aus. «Er konnte definitiv nicht weiterspielen, sonst hätte er auf die Zähne gebissen», sagte Bundestrainer Andrea Giani über den Routinier, der nach seinem Rücktritt aus dem Nationalteam im vergangenen Jahr für die kontinentalen Titelkämpfe wieder zurückgekehrt war.
Im Duell der beiden früheren Weltmeister und Nationalteamkollegen Andrea Giani und Ferdinando De Giorgi an der Seitenlinie hatten die jungen Italiener den Deutschen schnell den Schneid abgekauft. Der DVV-Formation gelang es weder in sportlicher noch in emotionaler Hinsicht, den Ausfall Grozers zu kompensieren.
Mutlos und unsicher agierte das Team, in dem der 21 Jahre junge Linus Weber ab Mitte des ersten Satzes für den 36 Jahre alten Leader auf die Diagonalposition gerückt war. Die Offensive prallte an der stabilen Wand der Squadra Azzurra ab, die eigene Verteidigung ließ sich zu oft überrumpeln, und die Aufschläge waren nicht annähernd so druckvoll wie in den vorherigen Turnierpartien. Der bis dahin so stark servierende Topscorer und Außen Moritz Karlitzek, der auf elf Punkte kam, und seine Mitspieler verzeichneten kein einziges Ass.
Fehlende Ruhe
«Das war ein schlechtes Spiel», sagte Bundestrainer Giani. «Die italienische Mannschaft hat eine hohe Qualität, und wir hatten nicht die Ruhe, um das Spiel richtig zu spielen. Es ist schade, dass wir das, was wir uns als Charakteristik der Mannschaft erarbeitet haben, nicht abrufen konnten.»
Trotz des Ausscheidens zog der 51 Jahre alte Italiener ein positives Fazit des EM-Auftritts, bei dem die Deutschen in der Gruppenphase nur gegen Olympiasieger Frankreich eine Niederlage kassiert hatten. «Unser Ziel war es, in diesem Sommer das Niveau zu heben und dichter an Mannschaften heranzukommen, die noch besser sind in Europa.» In diese Richtung habe man einen Schritt gemacht. «In solchen Spielen wie heute», sagte Giani, «müssen wir noch eine Schippe drauflegen.»