Deutsches Rodel-Team: Rücktritte und viel zu verteidigen

22 Olympia- und 90 WM-Medaillen haben seine Rodlerinnen und Rodler gewonnen, doch Norbert Loch bleibt auch vor seiner 16. Saison als Bundestrainer seinem Motto treu.

«Ich rede ungern über Platzierungen und Medaillen. Das wird sich ergeben», sagt der 61-Jährige vor dem Weltcup-Auftakt am Freitag in Lake Placid. «Wir werden sehen, wo wir stehen. Ich habe ein gutes Gefühl. Die Stimmung im Team ist gut.»

Bei der Einstimmung zum ersten Weltcup der Saison – dem ersten internationalen Startwettbewerb im nagelneuen US Luge Start Komplex in der Church Street von Lake Placid mit insgesamt 8000 Euro Preisgeld – waren Jessica Degenhardt (21 Jahre) und Cheyenne Rosenthal (23) sowie die sechsmaligen Olympiasieger Tobias Wendl (36)/Tobias Arlt (36) auf den Doppelsitzern vorn. 200 Euro Preisgeld bekam auch Julia Taubitz als Einsitzer-Dritte. «Das war zu langsam», sagte Julia Taubitz schmunzelnd. Das Geld werde «man gemeinsam auf den Kopf hauen».

Veränderungen im Damen-Team

Das deutsche Rodel-Team hat auch in diesem Winter viel zu verteidigen. Bei den Rodlerinnen hat Julia Taubitz (27) den Gesamtweltcup vor Dajana Eitberger (32) und Weltmeisterin Anna Berreiter (24) gewonnen. «Ich muss mir nicht mehr Druck machen, ich habe schon etwas erreicht. Deshalb bin ich entspannter», sagt die Berchtesgadenerin Berreiter.

Vor allem im Damen-Team gibt es einige Veränderungen. Eitberger ist in den Doppelsitzer gewechselt, fährt nun mit Saskia Schirmer (21). Rosenthal freut sich über die teaminterne Konkurrenz: «Wir pushen uns gegenseitig, und im Training ist es für uns schon gut, jemanden zu haben, an dem wir uns messen können.»

Die sechsmalige Olympiasiegerin Natalie Geisenberger (35) hatte im September ihr Karriereende bekannt gegeben. Bei den Doppelsitzern haben Toni Eggert (35) und Sascha Benecken (33) aufgehört. Mit Rekordweltmeister Eggert gibt es für die Rodler ein Wiedersehen in Lake Placid. Eggert gehört nun zum US-Trainerteam.

Die Olympia-Bahn von Lake Placid gilt als eine der schwersten Bahnen der Welt – drei Jahre lang waren die Rennrodler nicht mehr in dem kleinen Wintersportort in den Adirondack Mountains im Bundesstaat New York. «Wir alle sind heiß darauf zurückzukehren», sagt Loch. Beim letzten Gastspiel am Mount Van Hoevenberg war Julia Taubitz übrigens nicht zu schlagen. Der Lake-Placid-Auftakt wird aber auch zur Bewährungsprobe: «Unsere Damen sind dort noch nie im Doppel gefahren», sagt Bundestrainer Loch.

Hoffnungen auf Langenhan

Sohn Felix Loch (34) hatte seine Weltcup-Aufholjagd zum Ende der vergangenen Saison nicht krönen können. Der dreimalige Olympiasieger verpasste seinen achten Gesamt-Erfolg knapp, wurde Zweiter hinter dem Italiener Dominik Fischnaller (30), aber vor seinem Teamkollegen Max Langenhan (24). In diesem Winter arbeiten die beiden Spitzen-Rodler eng zusammen. 

Vize-Weltmeister Langenhan hatte nach seiner in Altenberg erlittenen Verletzung beim Comeback sechs Weltcup-Siege in Serie geschafft. Für den 2022 zurückgetretene Peking-Olympiasieger Johannes Ludwig (37) ist der Thüringer «die Rakete, die in den nächsten Jahren schwer zu schlagen sein wird. Wenn er sich nicht selbst irgendwie im Weg steht, durch irgendwelche Verletzungen. Da hat er immer so seine Probleme gehabt», sagte Ludwig der «Sportschau».

Nach dem Auftakt in Lake Placid geht es im kanadischen Whistler, auf der Olympia-Bahn von 2010, weiter. Erst nach Weihnachten folgen die ersten Rennen in Europa. Höhepunkt der Rodel-Saison ist dann die Weltmeisterschaft Ende Januar in Altenberg.

Volker Gundrum. dpa