Deutsches WM-Aus: Grünen-Chef sieht Zusammenhang mit Politik

Omid Nouripour hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar in Schutz genommen.

Im Interview des Nachrichtenmagazins «Spiegel» stellte der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen einen Zusammenhang des politischen Umgangs mit dem umstrittenen WM-Gastgeber und dem enttäuschenden Abschneiden des DFB-Teams her. 

«Es ist wohlfeil, wenn Politiker von Fußballprofis verlangen, dass sie Helden sein müssen. Wir haben unsere Arbeit nicht richtig gemacht», sagte er. Die Politik sei nicht konsequent genug bei der Beobachtung des Baus der Stadien gewesen, habe zu wenig darauf beharrt, dass Menschenrechte eingehalten werden, meinte er. «Deshalb standen die Männer um Manuel Neuer am Ende allein da.»

Katar war schon lange vor WM-Beginn als Gastgeber umstritten. Unter anderem stand das Emirat wegen seines Umgangs mit den Arbeitsmigranten, fehlender Frauenrechte und der Verfolgung von Homosexuellen in der Kritik.

Der 47 Jahre alte Nouripour hätte sich gewünscht, wenn mehr Länder ihre Haltung deutlich gemacht hätten. «Die westlichen Demokratien haben eine gewaltige Marktmacht gegenüber der FIFA, sie müssen sie auch nutzen, indem sie mit einer Stimme sprechen und nicht immer nur meckern», sagte er. 

Nationalmannschafts-Kapitän Neuer hatte in Katar die «One-Love»-Kapitänsbinde als Symbol für Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit tragen wollen. Weil der Weltverband FIFA angekündigt hatte, das Tragen der Binde bei der WM in Katar zu sanktionieren, verzichtete der Deutsche Fußball-Bund auf das Zeichen. Dies wurde vielfach als Einknicken gewertet und von verschiedenen Seiten teils scharf kritisiert.

Nouripour wünscht sich, dass die Verbände die Lehren aus der WM ziehen, auch mit Blick auf die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. «Das eine oder andere Signal wäre schon schön. Ich würde das aber nicht von den Spielern verlangen, sondern vom Verband», sagte der Grünen-Chef. «Die Politik sollte die Verbände dazu ermutigen, Zeichen zu setzten, aber sie sollte nicht den Fahrersitz übernehmen und solche Aktionen anstoßen.»