Die Europäische Fußball-Union prüft, ob Nationaltorwart Manuel Neuer seine Regenbogen-Kapitänsbinde weiter tragen darf.
«Die Regularien besagen, dass die offiziell von der UEFA bereitgestellte Binde getragen werden muss», teilte der Deutsche Fußball-Bund mit und verwies aber darauf, dass der Juni «auch im Sport im Zeichen von «Pride»» stehe, «um sich für mehr Vielfalt stark zu machen». Daran beteilige sich auch der DFB.
Kapitänsbinde als klares Zeichen
Neuer trage diese Kapitänsbinde als Zeichen und «klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung», schrieb der DFB. «Die Botschaft lautet: wir sind bunt!» Zuvor hatte RTL/ntv.de über ein UEFA-Verfahren wegen der Kapitänsbinde berichtet. Der Dachverband äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.
Neuer hatte das Kapitänsabzeichen im Testspiel am 7. Juni gegen Lettland in Düsseldorf unmittelbar vor dem Turnier und in beiden deutschen EM-Spielen gegen Frankreich (0:1) und gegen Portugal (4:2) jeweils in München getragen. Der DFB kündigte an, den Fall mit der UEFA zu besprechen.
UEFA-Statuten
Grundsätzlich handelt die Europäische Fußball-Union bei Botschaften abseits des Sportlichen sehr strikt. Wer «Sportveranstaltungen für sportfremde Kundgebungen benutzt», verstößt laut den UEFA-Statuten gegen die «Allgemeinen Verhaltensgrundsätze». Die Proteste gegen Rassismus während der EM hatte der Dachverband zuletzt aber sogar begrüßt. Spieler und sogar Schiedsrichter waren in den vergangenen Tagen vor dem Anpfiff ihrer Partien auf ein Knie gegangen, um still gegen Ausgrenzung und Hass aufgrund der Herkunft zu protestieren.
Zudem wird derzeit intensiv darüber diskutiert, ob das Münchner EM-Stadion beim Gruppenfinale am 23. Juni gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchten könnte. Einen entsprechenden Antrag will Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der UEFA stellen. «Das ist ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Gleichstellung», hatte er der dpa gesagt.
Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben?
Hintergrund ist ein vom ungarischen Parlament gebilligtes Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban. Entsprechend laut war die Forderung nach einem klaren Zeichen bei der Fußball-EM in Deutschland geworden.
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland hatte die Idee einer in Regenbogenfarben leuchtenden Münchner EM-Arena begrüßt. «Gerade weil wir im «Pride Month» sind. Das wäre ein klares Zeichen», sagte LSVD-Bundesvorstand Christian Rudolph, der zugleich erster Ansprechpartner für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt beim DFB ist, der Deutschen Presse-Agentur.
Rudolph verwies auch auf die Kapitänsbinde von Neuer. «Das ist nicht nur eine einmalige Aktion, umso wichtiger ist es, dass es über die EM andauert. Ich weiß, dass die Mannschaft dahinter steht», sagte der LSVD-Bundesvorstand.