DFB-Frauen suchen auf Island «die letzte Konsequenz»

Der erste Eindruck begeisterte Lena Lattwein. «Eine traumhaft schöne Landschaft», urteilte die Wolfsburgerin, nachdem sie Island beim Anflug etwas genauer in den Blick genommen hatte.

Von der imposanten Natur werden die deutschen Fußballerinnen sonst kaum etwas mitbekommen, das verdeutlichte am Montag noch mal Horst Hrubesch: «Wir machen hier keine Urlaubsreise», stellte der Interims-Bundestrainer klar: «Mich interessiert Island nicht.»

Viel zu wichtig ist das Hauptprogramm in der für die Olympia-Qualifikation entscheidenden Nations League. Im überschaubaren Stadion Laugardalsvöllur trifft das DFB-Team an diesem Dienstag (20.00 Uhr/zdf.de) im kalten Reykjavík auf einen Gegner, der Hrubesch Respekt einflößt. «Wir werden beißen müssen», hatte er seine Auswahl schon vor dem Abflug gewarnt. 

«Kein Selbstgänger»

«Wir wissen, dass es kein Selbstgänger ist, dass wir einiges dafür tun müssen», schob Hrubesch bei der Pressekonferenz am Montag hinterher. Man wolle aber «ganz klar auf Sieg spielen», versprach der Coach. Seine Elf werde versuchen, «Tore zu machen» und das Spiel «für uns zu entscheiden, darum wird es gehen».

Ein Blick auf die Tabelle bestätigt die Einschätzung des 72-Jährigen: Das DFB-Team ist weiterhin Gruppenzweiter hinter Dänemark, nur der Gruppensieg wahrt die Chance auf die Teilnahme an den Sommerspielen 2024 in Paris. Auf Island hatten die Däninnen zuletzt einen mühevollen 1:0-Sieg erkämpft.

Lea Schüller hofft dennoch, das 4:0 aus dem Hinspiel in Bochum wiederholen zu können. «Da spricht nichts dagegen eigentlich», sagte die Bayern-Stürmerin, die mit Blick auf die vielen Tormöglichkeiten gegen Wales sagte: «Wenn wir das genauso gegen Island machen, dann können wir eigentlich noch mehr Tore schießen.»

Mehr Effizienz gefragt

Um erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, muss der zweimalige Weltmeister vor dem Tor aber effizienter werden. «Wir hatten gegen Wales, ich glaube, 35 Torschüsse, 20 Ecken – da sind fünf Tore eindeutig zu wenig», monierte Lattwein. Tatsächlich listete die Statistik 22 Torschüsse und 19 Eckstöße auf, am Befund änderte das aber nichts: «Die letzte Konsequenz» habe gefehlt, meinte die 23-Jährige, «das wollen wir jetzt gegen Island besser machen: klarer sein in der Spielanlage und vor allem dann mit Überzeugung die Tore machen.»

Auch Ersatz-Kapitänin Svenja Huth mahnte mehr Zielstrebigkeit beim «letzten Pass» und der Chancenverwertung an, «also das Ding auch mit den letzten Prozent über die Linie zu drücken». Weniger Kontakte, mehr Tempo und Präzision wünscht sich Hrubesch. Dessen Devise, so Huth: «Mit Ball spielbestimmend zu sein, auf uns zu konzentrieren, um dann die Gegner auseinander zu spielen.»

In Abwesenheit der wie schon gegen Wales fehlenden Kapitänin Alexandra Popp soll erneut Schüller als Zielspielerin dienen. Neben Popp fallen auch Abwehrchefin Marina Hegering (Achillessehnen-Probleme) und Stürmerin Nicole Anyomi (Kniebeschwerden) aus. Für Hegering (33) startet die international ebenfalls sehr erfahrene Sara Doorsoun (31) von Eintracht Frankfurt.

Gutes Omen: Auch am 1. September 2018 ging’s für Hrubesch – damals ebenfalls Interimscoach – nach Island. Am Ende stand dank zwei Huth-Toren ein 2:0-Sieg, es war der vorentscheidende in der Qualifikation für die WM 2019. Vielleicht auch deshalb gab sich Hrubesch vor dem Abflug optimistisch: «Island können wir!»

David Joram, dpa