DFB hatte kein Vetorecht bei Doku über WM-Aus in Katar

Der Deutsche Fußball-Bund hatte beim Dreh und bei der Wahl des Erscheinungsdatums der «All or Nothing»-Dokumentation über das WM-Aus der Nationalmannschaft in Katar kein Vetorecht. «Wir haben den DFB miteinbezogen», sagte Regisseur Christian Twente der Deutschen Presse-Agentur. Verantwortliche des Verbands hätten sich «die Folgen angeguckt und hier und da Anmerkungen gehabt».

Diese umzusetzen oder nicht, sei aber die Entscheidung der Produktion gewesen. «Mir als Regisseur wurde zu keinem Zeitpunkt der Dreharbeiten und des Schnitts vorgeschrieben, was ich wie erzählen darf oder soll», sagte Twente.

Effenberg: «Zeitpunkt eine Katastrophe»

Die vierteilige Dokumentation der Amazon Studios und UFA Documentary erscheint an diesem Freitag (8. August) bei Prime Video, einen Tag vor dem Test-Länderspiel der DFB-Auswahl gegen WM-Schreck Japan. Das 1:2 vor gut neun Monaten gegen die Japaner war der Anfang vom Ende bei der WM. 

«Der Zeitpunkt ist eine Katastrophe», sagte Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg im Sport1-«Doppelpass» am Sonntag. «Die Doku der verpatzten WM in Katar jetzt zu zeigen, ist kontraproduktiv.» Bundestrainer Hansi Flick steht nach schwachen Leistungen der Nationalmannschaft zuletzt weiter unter großem Erfolgsdruck. 

«Trotz der sportlichen Enttäuschung haben wir die Begleitung durch Prime Video nicht bereut», teilte der DFB auf dpa-Anfrage mit. Die Dokumentation ermögliche «authentische Einblicke in interne Abläufe». Der DFB sei nicht berechtigt gewesen, «Szenen willkürlich streichen oder verändern zu lassen. Für einen Eingriff benötigte der DFB nach vorherigem Austausch mit Amazon einen wichtigen Grund, etwa eine falsche oder aus dem Kontext gerissene Darstellung.»

Twente: Flick «ein sehr ehrlicher Mensch»

Filmemacher Twente äußerte, das Trainerteam und die Nationalspieler als authentisch wahrgenommen zu haben. «Unser Kameramann Martin Christ ist seit längerer Zeit Kameramann bei der Mannschaft und gehört somit ein stückweit dazu», sagte er.

«Es ist alles sehr natürlich, auch in den Einzelgesprächen. Die Beteiligten schildern ihre Eindrücke aus ihrer Sicht und sie haben auch die Zeit von uns bekommen, das zu machen.» Auch Flick wirke «niemals in irgendeiner Form so, als würde er schauspielern. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch und insofern sind eben auch schwierige Momente oder im Nachhinein geführte Interviews, die erst nach dem katastrophalen Ausscheiden geführt worden sind, immer offen und authentisch».