DHB-Team weiter – Gislason sieht Steigerungspotenzial

Vor den Fernsehgeräten im Teamhotel freuten sich Deutschlands Handballer um den starken Torhüter Till Klimpke über das vorzeitig gelöste Ticket für die EM-Hauptrunde.

Nach dem 34:29 (15:16) der DHB-Auswahl gegen Österreich bescherte der anschließende 29:20-Sieg von Polen gegen Belarus den Schützlingen von Alfred Gislason das Weiterkommen.

Der Bundestrainer sieht vor dem Gruppenfinale gegen die ebenfalls für die zweite Turnierphase qualifizierten Polen (beide 4:0 Punkte) allerdings noch Steigerungspotenzial. «Nach wie vor ist so ein bisschen die Sorge bei uns, dass wir nie so richtig da sind von Anfang an. Das muss ein bisschen besser werden», resümierte der Isländer nach dem Erfolg gegen Österreich, um dann lächelnd anzufügen: «Trotzdem überwiegt das Positive.»

Lob für Keeper Klimpke

Das letzte Vorrundenspiel an diesem Dienstag (18.00 Uhr/ZDF) in Bratislava ist für beide Teams eigentlich schon das erste Hauptrundenspiel, da nur die Punkte aus dieser Partie mitgenommen werden. Hält der 23-jährige Klimpke dann ähnlich stark, könnte das die Grundlage für den nächsten Erfolg der neu formierten Mannschaft bilden. «Er hat uns heute den Arsch gerettet, da kann man nur Danke sagen», lobte Rechtsaußen Timo Kastening seinen überragenden Kollegen.

Auch Klimpke freute sich über sich selbst. «Ich bin ein bisschen überwältigt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es vielleicht doch so ein gutes Spiel wird», sagte der Keeper der HSG Wetzlar. «Aber man muss jetzt nach vorne schauen. Bei so einem Turnier kann man nicht so lange von so einem Spiel reden, wir wollen Gruppensieger werden.»

Kastening bester deutscher Schütze

Dafür muss die DHB-Auswahl auch mal einen besseren Start in ein Spiel erwischen. Denn auch der zweite Sieg bei dieser EM in der Slowakei und Ungarn war ein hartes Stück Arbeit. An Klimpke lag es diesmal aber nicht. Wieder hatte Gislason dem jungen Keeper in der Startformation vertraut, Andreas Wolff saß dagegen fast die gesamte Partie auf der Bank.

Und diesmal ging der Plan anders als beim Turnierauftakt gegen Belarus (33:29) auf. Über die gesamte Partie zeigte Klimpke starke Paraden, auch Rückraumspieler Sebastian Heymann fand dank früher Torerfolge deutlich stärker ins Spiel als zuletzt. Dennoch blieb es zunächst eng. «Till Klimpke hat eine gute Leistung gezeigt, aber die Abwehr war extrem löchrig», urteilte Gislason.

Über die gesamte Partie frustrierte Klimpke die Österreicher mit seinen Paraden und verhalf der DHB-Auswahl so zu einem letztlich verdienten Erfolg, bei dem auch Kastening mit neun Treffern als bester Torschütze herausstach.

Kühns positiver Corona-Test «ein Schock»

Dass es zu Beginn haperte, lag möglicherweise auch am Fehlen von Rückraumschütze Julius Kühn, dessen positiver Corona-Test die Mannschaft überrascht hatte. «Das war schon ein Schock. Wir haben auch ein bisschen für ihn gespielt, damit er hoffentlich in der Hauptrunde wieder mitspielen kann», sagte der Göppinger Heymann. Christoph Steinert sprach davon, dass so etwas «nicht aus dem Kopf zu kriegen» sei. «Die Einschläge kommen näher», meinte er.

Erschwerend kam hinzu, dass Österreichs 39 Jahre alter Torhüter Golub Doknic einen äußerst gelungenen Start in den Abend erwischte. Gleich mehrfach wehrte der Routinier Wurfversuche von Kastening und Co. ab. So lagen die Österreicher zur Pause sogar in Führung – auch, weil es erneut in der deutschen Defensive haperte.

Drei Debütanten – Wagner noch nicht dabei

Vielleicht mangelte es auch an Routine. Jung und wild, so könnte man die neu formierte deutsche Mannschaft beschreiben. Anders als beim Auftakterfolg gab Gislason gegen die Österreicher sogar deutlich mehr Turnier-Neulingen die Chance: Luca Witzke, Lukas Mertens oder sogar der Zweitliga-Profi Julian Köster kamen zu ihren ersten EM-Minuten, der für Kühn kurzfristig nachnominierte und ebenfalls in der 2. Liga aktive Hendrik Wagner war dagegen noch nicht in der Halle.

Trotz fehlender Routine steigerte sich die DHB-Auswahl. Die Abwehr stand stabiler, zudem erwies sich die Hereinnahme von Steinert als Glücksgriff. Der Profi vom HC Erlangen ist zwar schon 31 Jahre alt, spielt aber ebenfalls sein erstes großes Turnier – und das bislang mit einer Unbekümmertheit, die nicht nur dem Bundestrainer Spaß macht.

Von Nils Bastek und Eric Dobias, dpa