Im Ziel schlug die erfolgreichste Skirennfahrerin der Historie erst ungläubig die Hände vor das Gesicht und ging dann für mehrere Sekunden in die Hocke.
Mit ihrem 87. Weltcup-Sieg ist Mikaela Shiffrin zur alleinigen Rekordhalterin aufgestiegen und hat den früheren Technik-Spezialisten Ingemar Stenmark in der ewigen Bestenliste des Alpinsports hinter sich gelassen. Sie könne es kaum fassen, sagte die US-Amerikanerin nach ihrem Slalom-Triumph im schwedischen Are. Sie wolle allen danken, die sie in ihrer Karriere bisher unterstützt haben. Es sei nicht immer einfach gewesen.
Spielerisch einfach sah allerdings ihre Fahrt zum nächsten sporthistorischen Sieg aus. Einen Tag nach ihrem Erfolg im Riesenslalom, durch den sie mit dem langjährigen Rekordhalter Stenmark gleichgezogen hatte, tänzelte Shiffrin in gewohnter Eleganz durch die Stangen und legte letztlich fast eine Sekunde zwischen sich und die zweitplatzierte Schweizerin Wendy Holdener. Dritte wurde Lokalmatadorin Anna Swenn Larsson.
Dürr auf Platz sechs, Aicher und Hilzinger in Top 20
«Hut ab. Über die Jahre in so vielen Disziplinen so eine Konstanz zu haben, ist irre», sagte die deutsche Hoffnungsträgerin Lena Dürr im ZDF über Ausnahmeathletin Shiffrin. Dürr, die bei den Weltmeisterschaften in Frankreich im Februar Bronze geholt hatte, verbesserte sich nach einem fehlerhaften ersten Durchgang noch um zwei Ränge und wurde Sechste.
«Voll in Ordnung» sei das für sie, sagte die 31-Jährige. Sie freue sich nun noch auf das am Mittwoch beginnende Saisonfinale in Andorra. Für das sind auch ihre Teamkolleginnen Emma Aicher und Jessica Hilzinger qualifiziert, die diesmal die Plätze 11 und 20 belegten.
13. Saisonsieg für Shiffrin
Als große Favoritin fährt natürlich aber Shiffrin nach Soldeu. Für die Amerikanerin, die am Montag 28 Jahre alt wird, war es bereits der 13. Saisonsieg. Sechs davon feierte sie in ihrer Paradedisziplin Slalom. Ihren insgesamt fünften Gesamtweltcup-Sieg hat sie längst sicher, auch die kleinen Kristallkugeln für die beste Slalom- und Riesenslalom-Fahrerin des Winters sind Shiffrin nicht mehr zu nehmen. Dazu holte sie im Februar drei weitere WM-Medaillen, darunter Gold im Riesentorlauf.
Die Art und Weise, wie Shiffrin in ihrer Laufbahn auch Rückschläge verkraftet hat, ist bemerkenswert. Der Unfalltod ihres Vaters Jeff im Februar 2020 beschäftigte sie lange. Bei den Olympischen Winterspielen in China vor einem Jahr erlebte sie ein sportliches Debakel und blieb ohne Medaille. Mitten während der WM in Frankreich vor wenigen Wochen gingen ihr langjähriger Trainer Mike Day und Shiffrin plötzlich getrennte Wege.
Ex-Skistar Stenmark hatte zuletzt mehrfach betont, wie sehr er Shiffrin den Rekord gönne. Die siebenmalige Weltmeisterin berichtete, dass sie mehrfach Kontakt mit dem inzwischen 66-Jährigen gehabt und er ihr mehrere Videobotschaften geschickt habe. Nicht wenige Experten trauen Shiffrin zu, langfristig auch die Marke von 100 Weltcup-Siegen zu knacken.