Die Chancen der deutschen Ballsport-Teams in Tokio

Erstmals seit 2008 sind die deutschen Basketballer wieder bei den Olympischen Spielen dabei. Während für die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes in Tokio eine Medaille eine Sensation wäre, ist für andere deutsche Ballsport-Teams in Japan aber durchaus Edelmetall drin.

Eine Übersicht:

FUSSBALL: In der Neuauflage des Finals von Rio geht es zum Auftakt am Donnerstag gleich gegen Olympiasieger Brasilien. Da in der Gruppenphase aber auch Duelle mit den Außenseitern Elfenbeinküste und Saudi-Arabien warten, ist das Weiterkommen Pflicht. Der Auswahl von Trainer Stefan Kuntz droht dann allerdings bereits ein Duell mit den starken Spaniern, die gleich sechs EM-Fahrer mit nach Japan bringen. Routinier Max Kruse hat den Olympiasieg als Ziel ausgegeben – dafür müsste für die neu formierte Mannschaft aber gleich alles passen.

HANDBALL: Olympisches Gold in Tokio – das war einmal das von Verbandsvizepräsident Bob Hanning ausgegebene Fernziel. Bundestrainer Alfred Gislason spricht erstmal nur vom Viertelfinale und von einer möglichen Medaille. Schließlich ist die Vorrunde mit Europameister Spanien, Rekord-Weltmeister Frankreich, dem EM-Dritten Norwegen, Argentinien und Brasilien als Gegnern ziemlich knifflig. Schmerzhaft ist das Fehlen des verletzten Patrick Wiencek im Abwehrblock, auch Routinier Fabian Wiede musste passen. Die Siege gegen Brasilien und Ägypten zum Abschluss der Vorbereitung machten Mut.

BASKETBALL: Für das Team von Bundestrainer Henrik Rödl ist der Einzug ins Viertelfinale realistisch. Zur sicheren Qualifikation für die Runde der letzten Acht reicht in der Vorrundengruppe B mit Australien, Italien und Nigeria der zweite Platz ganz sicher. Aber auch zwei der nur drei besten Gruppendritten kommen in Saitama weiter und kämpfen um Edelmetall. Da das Viertelfinale erst noch ausgelost wird, sind weitere Prognosen schwierig. Eine Medaille im Feld mit Dauerfavorit USA ist unter normalen Umständen aber außer Reichweite.

HOCKEY: Nach den beiden Bronzemedaillen 2016 in Rio haben sich die deutschen Teams auch in Tokio wieder Edelmetall zum Ziel gesetzt. Es ist jedoch schwer einzuschätzen, ob dieser Anspruch realistisch ist. Wegen der Corona-Pandemie sind viele Top-Duelle in der FIH Pro League ausgefallen, so dass kaum abzusehen ist, wo die Gegner stehen. Allerdings haben die DHB-Damen zuletzt starke Teams besiegt und auch bei den Herren zeigt die Kurve unter Neu-Trainer Kais al Saadi nach oben. Zweite Plätze bei der EM im Juni in Amsterdam machen Hoffnung.

BEACHVOLLEYBALL: Der nationale Verband geht mit dem Ziel Medaille ins olympische Turnier. Das wird aber schwer. Auf der in diesem Jahr unter Corona-Bedingungen neu gestarteten Welttour haben die drei deutschen Olympia-Duos noch nichts geholt. Titelverteidigerin Laura Ludwig, die im Shiokaze Park von Tokio mit Margareta Kozuch antritt, will einfach «unser bestes Beachvolleyball» bieten und dann sehen, wozu es reicht. Die Stuttgarterinnen Karla Borger und Julia Sude sehen es genauso. Für die Hamburger Vizeweltmeister Julius Thole und Clemens Wickler können «18 bis 20 Männerteams» aufs Treppchen: «Da wäre es vermessen zu sagen, wir wollen eine Medaille, da muss viel zusammenkommen», sagte Wickler nach eine durchwachsenen Vorbereitung.

Von den dpa-Korrespondenten