Die DEL-Clubs klotzen wieder – Corona-Sorgen sind vergessen

Die Sorgen sind ausgeblendet, die Liga rüstet wieder auf. Erstaunlich viele Clubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) melden vor dem Saisonstart am Donnerstag Ambitionen an und wollen den Titel-Hattrick der Eisbären Berlin verhindern.

«Die Liga ist dieses Jahr sehr ausgeglichen. Es gibt viele Teams, die um den Titel mitspielen werden», sagte Chefcoach Uwe Krupp von den Kölner Haien der Deutschen Presse-Agentur. Der Club des früheren Bundestrainers ist das beste Beispiel für die inzwischen wieder forschen Töne der meisten Vereine. Während der Corona-Krise bangte der achtmalige deutsche Meister ernsthaft um seine Existenz und forderte mehrfach mehr und höhere Staatshilfen. In der vergangenen Saison verpasste der stolze Traditionsclub zum dritten Mal in Serie die Playoffs. Dennoch verkündete Geschäftsführer Philipp Walter den verwunderten Fans bei der Saisoneröffnung, binnen der nächsten drei Jahre um die Meisterschaft mitspielen zu wollen.

Mögliche Restriktionen im Winter aufgrund einer erneuten Corona-Welle oder Konsequenzen der Energiekrise werden verdrängt. «Wir freuen uns auf die neue Saison und konzentrieren uns wie immer auf jene Dinge, die wir beeinflussen können», sagte stellvertretend Sportchef Christian Winkler vom EHC Red Bull München der dpa.

«Wieder auf Vor-Corona-Niveau»

Die gesamte Liga peilt einen Umsatzrekord an. «Ja, wir sind wieder auf Vor-Corona-Niveau», sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. «In der neuen Saison hoffen wir auf 150 Millionen Euro Umsatz.» Der war in der stark verkürzten Spielzeit 2020/21 ohne Zuschauer auf rund 80 Millionen Euro eingebrochen. Dass Zuschauer aber auch im Winter noch einmal ausgeschlossen werden könnten, glaubt kaum jemand.

«Ständige Drohszenarien schaden meiner Meinung nach unserer Gesellschaft gesundheitlich und wirtschaftlich massiv. Wir haben bewiesen, wie verantwortungsvoll wir mit Krisen umgehen können», sagte Kölns Walter. Die finanziell vormals angeschlagenen Haie bauten den Kader vor allem in der Defensive um und gönnten sich im US-Profi Nick Bailen den besten Verteidiger der osteuropäischen Profiliga KHL.

Auch anderswo wird wieder geklotzt. Die Düsseldorfer EG lotste in Henrik Haukeland vom EHC Red Bull München einen der besten Torhüter der Liga an den Rhein und will mindestens unter die Top sechs. «Wir wollen die Favoriten herausfordern», sagte auch Trainer Mark French vom ERC Ingolstadt forsch. Und Kurt Kleinendorst vom Fast-Absteiger Iserlohn meinte zur Titel-Prognose: «Jeder Trainer, der an dieser Stelle ein anderes Team als seins nennt, sollte darüber nachdenken, ob er die Sache mit der richtigen Arbeitseinstellung angeht.»

München als Mini-Favorit

Vorbei scheint jedenfalls die Zeit, in der automatisch die Formel Mannheim oder München – die finanziell stärksten Clubs der Liga – ausgegeben wurde. Der Red-Bull-Club aus Bayern war zuletzt 2018 Meister. Während die Adler fast demütig einen neuen Titelanlauf nehmen, bekennt sich Münchens Coach Don Jackson klar zu seinen Zielen: «Wir wollen am Ende der Saison den Titel holen. Wir haben unsere Mannschaft punktuell sehr gut verstärkt und verfügen über eine äußerst schlagkräftige Truppe.» Der EHC ist auch so etwas wie der Mini-Favorit auf den Titel. Immerhin vier der 15 DEL-Coaches setzten in einer dpa-Umfrage voll auf München als Meister.

Zwei Meisterschaften der Eisbären Berlin zuletzt haben aber die Phalanx aus Mannheim und München gebrochen. Auch die Grizzlys Wolfsburg werden von einigen als Titel-Mitfavorit gesehen. «Das Rennen ist offen», sagte Mike Stewart vom niedersächsischen Club, der vom VW-Konzern bezuschusst wird. «Ein Titelgewinn durch einen Außenseiter würde mich aber auch nicht total überraschen.»

Die Sorgen der Liga jedenfalls scheinen vorbei. Auch die Energiekrise wird (noch) nicht als großes Problem angesehen. Häufig gelten noch langfristige Hallenverträge. «Das wird erst mittelfristig eine Rolle spielen, wenn die bestehenden Verträge wieder neu verhandelt werden müssen», sagte Tripcke. Allerdings kassiert die Liga von 2024 an auch mehr Geld aus den verlängerten Verträgen mit dem Medienpartner Telekom und dem Namenssponsor Penny.

Von Carsten Lappe, dpa