Die Sensationen der ersten DFB-Pokalrunde

Zuletzt erwischte es vor drei Jahren Eintracht Frankfurt. Bereits fünfmal schied der Titelverteidiger in der ersten Runde des DFB-Pokals aus.

Das soll Borussia Dortmund am Samstag (20.45 Uhr/Sky) beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden nicht passieren. Vor dem Start in den neuen Pokal-Wettbewerb erinnert die Deutsche Presse-Agentur in einer Auswahl an große Überraschungen in der ersten Pokalrunde.

1984: SC Geislingen – Hamburger SV 2:0

Damals war der Hamburger SV noch groß: Doch selbst mit Stars wie Uli Stein, Manfred Kaltz oder Felix Magath war das Team von Trainerlegende Ernst Happel beim schwäbischen Drittligisten klar unterlegen. Nach der Partie klagte Magath: «Die eigentliche Katastrophe ist, dass wir überhaupt keine Siegchance hatten.»

1990: FV Weinheim – FC Bayern München 1:0

Nur wenige Wochen nach dem WM-Triumph mit der DFB-Elf dürfte Klaus Augenthaler am 4. August 1990 kaum gezweifelt haben: Der große FC Bayern spaziert beim badischen Oberligisten Weinheim locker in Runde zwei. Doch am Ende siegte der Underdog sensationell durch ein Elfmetertor von Hans-Peter Makan.

1994: TSV Vestenbergsgreuth – FC Bayern München 1:0

Für den neuen Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni wurde das erste Pflichtspiel ein Desaster. Vestenbergsgreuth ist ein kleines Dorf bei Nürnberg, gespielt wurde aber im Nürnberger Frankenstadion. Millionen Fans bei der ZDF-Liveübertragung und knapp 25 000 im Stadion erlebten den Sensationssieg des Regionalligisten. «Dass alle über uns gespottet haben, ist normal», sagte Bayern-Profi Dietmar Hamann.

1995: SV Sandhausen – VfB Stuttgart 13:12 i.E.

Auch das magische Dreieck des VfB Stuttgart mit Krassimir Balakow, Fredi Bobic und Giovane Elber konnte die Blamage beim damaligen Regionalligisten Sandhausen nach einem rekordträchtigen Elfmeterschießen nicht verhindern. Einige Kicker mussten sogar doppelt antreten. Als einziger Schütze verschoss der Stuttgarter Hendrik Herzog. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung stand es 2:2.

2001: SSV Ulm – 1. FC Nürnberg 2:1

Im Jahr 2001 war der frühere Bundesligist Ulm aus wirtschaftlichen Gründen bis in die fünfte Liga abgestürzt. Aus der Erstligasaison 1999/2000 stand nur noch Dragan Trkulja im Kader. Der Serbe erzielte den 2:1-Siegtreffer gegen den «Club», der damals von Weltmeister Klaus Augenthaler trainiert wurde.

2006: Stuttgarter Kickers – Hamburger SV 4:3 n.V.

Beim Drittligisten Stuttgarter Kickers lag der HSV schon mit 0:2 zurück, drehte den Rückstand aber in eine 3:2-Führung. Doch eine Minute vor dem Ende glich Recep Yildiz für die Kickers zum 3:3 aus, ehe Christian Okpala in der Verlängerung den 4:3-Siegtreffer schoss.

2011: Dynamo Dresden – Bayer Leverkusen 4:3 n.V.

Leverkusen führte bei strömendem Regen schon nach zwölf Minuten mit 2:0, kurz nach der Pause nach einem Tor von André Schürrle gar mit 3:0. Doch der Zweitligist schlug mit einer fulminanten Aufholjagd zurück, schaffte das 3:3. Das entscheidende Tor erzielte Dresdens Alexander Schnetzler in der Verlängerung. «Ich bin ein bisschen sprachlos und komme mir vor wie im falschen Film», sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling.

2012: Berliner AK – TSG 1899 Hoffenheim 4:0

Die von Markus Babbel trainierten Hoffenheimer blamierten sich beim Berliner Viertligisten. Schon zur Halbzeit stand es 3:0 für die Amateure, die gegen die Mannschaft mit Tim Wiese, Andreas Beck und Roberto Firmino auch noch höher hätten gewinnen können.

2015: FC Carl Zeiss Jena – Hamburger SV 3:2 n.V.

Der Bundesliga-Dino erlebte die nächste Pokalschmach. HSV-Coach Bruno Labbadia hatte vor dem Viertligisten gewarnt. Nutzte aber nichts: Nachdem Michael Gregoritsch in der vierten Minute der Nachspielzeit für die Hamburger die Verlängerung erzwang, sah es nach einem Happy End für den Favoriten aus. Doch die Akkus waren leer, Jena kämpfte und wurde durch Johannes Pieles Kopfball-Tor in der 106. Minute belohnt.

2016: Sportfreunde Lotte – Werder Bremen 2:1

Werder Bremen blamierte sich beim Drittliga-Aufsteiger Sportfreunde Lotte auf ganzer Linie. Nach dem vierten Erstrunden-Knockout seit 2011 gegen ein Drittliga-Team monierte Werders Geschäftsführer Frank Baumann mangelnde Einstellung, Disziplinlosigkeiten, taktische Mängel, eine überforderte Abwehr und ein ideenloses Mittelfeld. Zum Liga-Auftakt kam es genauso schlimm: 0:6 beim FC Bayern München.

2017: VfL Osnabrück – Hamburger SV 3:1

70 Minuten lang spielte Bundesligist HSV in Überzahl, nachdem der Osnabrücker Marcel Appiah den Hamburger Angreifer Bobby Wood mit einer Notbremse gestoppt hatte. Dennoch stand am Ende eine Blamage gegen den Drittligisten. Für Trainer Markus Gisdol war es der Anfang einer missratenen Saison, an deren Ende der Abstieg stand. Acht Jahre zuvor hatte der HSV schon einmal an der Bremer Brücke in Osnabrück verloren – allerdings in der zweiten Pokalrunde.

2018: SSV Ulm 1846 – Eintracht Frankfurt 2:1

Als Pokalsieger reiste Eintracht Frankfurt nach Ulm und blamierte sich dort. Erstmals seit dem Abstieg war das Donaustadion wieder ausverkauft – und der Regionalligist gewann gegen das Team des neuen Trainers Adi Hütter mit 2:1. Erstmals nach 22 Jahren war ein Titelverteidiger wieder in der ersten Runde ausgeschieden. Zuletzt war das dem 1. FC Kaiserslautern 1996 passiert. Insgesamt war Frankfurt der fünfte Verein nach Lautern, Werder Bremen (1994), Kickers Offenbach (1970) und dem Hamburger SV (1963), der als Pokalsieger in der ersten Runde ausschied.

2019: SC Verl – FC Augsburg 2:1

Durch das 1:2 beim Regionalligisten SC Verl scheiterte der FC Augsburg zum dritten Mal binnen sechs Jahren schon in der Auftaktrunde. Für die Verler ging es anschließend bis ins Achtelfinale. Dort war dann gegen den 1. FC Union Berlin (0:1) Endstation.

2020: Eintracht Braunschweig – Hertha BSC 5:4

Für Hertha BSC war nach einem spektakulären Spiel schon in Runde eins Schluss. Und das, obwohl die Berliner 90 Minuten lang den Ton angaben. Doch Zweitligist Braunschweig hatte den dreifachen Torschützen Martin Kobylanski und eine erstaunliche Effektivität. Als zweiter Bundesligist schied Arminia Bielefeld mit einem 0:1 gegen den Regionalligisten Rot-Weiss Essen aus.

Von Maximilian Haupt und Martin Kloth, dpa