Benedikt Doll hat sein Lächeln wiedergefunden, die deutschen Biathlon-Damen gehen dagegen ernüchtert in die Weihnachtspause.
Dolls Stimmungsaufschwung hing einen Tag nach dem Material-Ärger mit seinem siebten Platz im Massenstart am Sonntag zusammen. Nur der letzte von insgesamt zwei Fehlversuchen nervte den Schwarzwälder nach dem letzten Weltcup-Rennen des Kalenderjahres im französischen Le Grand-Bornand etwas. «Mir haben so ein bisschen die weltbekannten Eier gefehlt», sagte er salopp. «Da habe ich mich nicht ganz getraut. Ich habe noch einmal abgesetzt und wollte es dann ganz genau machen. Da habe ich zu lange gezielt.»
Die Vorfreude gilt bei vielen Athleten jetzt dem Weihnachtsfest mit der Familie. «Ich freue mich, mit meiner Frau und meinem Sohn Zeit zu verbringen und sich auch mal gut bekochen zu lassen», meinte Hobby-Koch Doll. Er und Denise Herrmann-Wick bestreiten dann am 28. Dezember auf Schalke wie auch Vanessa Voigt und der in Frankreich verletzungsbedingt fehlende Philipp Nawrath bei der World-Team-Challenge ihr letztes Rennen des Jahres. Herrmann-Wick wird es sich – anders als Doll – noch nicht gut gehen lassen. Sie legt noch einen Zwischenstopp in Davos ein, um zu trainieren.
Franziska Preuß knackt WM-Norm
In den französischen Alpen hatte die in der Loipe erneut starke Sächsin am Schießstand Schwierigkeiten. Fünf Strafrunden verhinderten eine zweite Top-Platzierung, nachdem sie am Freitag noch den dritten Platz belegt hatte. Die Olympiasiegerin kam mit 1:41,2 Minuten Rückstand auf die Siegerin Lisa Theresa Hauser auf Platz 21. Die Österreicherin, die 2021 im Massenstart den WM-Titel geholt hatte, verfehlte nur eine Scheibe und landete am Ende vor den beiden Lokalmatadorinnen Julia Simon (2 Schießfehler) und Anais Chevalier-Bouchet (1). Der französischen Partystimmung an der Loipe und auf der Tribüne tat dies jedoch keinen Abbruch.
Eine positive Tendenz zeigte Franziska Preuß, die mit dem 15. Platz die WM-Norm knackte. «Ich merke, dass es läuferisch bergauf geht, das stimmt mich positiv», sagte Preuß, die den Jahresauftakt aufgrund einer Viruserkrankung noch verpasst hatte, im Interview der ARD. «Am Stehendschießen muss ich noch arbeiten. Jetzt weiß ich, was ich in der Weihnachtspause zu tun habe. Und dann greifen wir im Januar wieder an.»
Auch bei Doll sorgte der Stehendanschlag dafür, dass er die dominante Konkurrenz aus Norwegen nicht gefährden konnte. Dennoch reist er nach dem dritten Platz am Donnerstag im Sprint und einer guten Leistung zum Abschluss «eigentlich sehr zufrieden» ab. Seinen ersten Saisonsieg sicherte sich Johannes Dale (2 Schießfehler). Er gewann mit 0,3 Sekunden Vorsprung vor Sturla Holm Laegreid (2) und Johannes Thingnes Bö (3).
Auch der Weltcup-Gesamtführende Bö kam mit der am Sonntag deutlich besser präparierten Strecke wieder besser zurecht. Tags zuvor hatte der sonst meist laufstärkste Skandinavier gleich mehrfach spektakulär einen Sturz verhindern müssen. Als «Parodie» hatte er deswegen die Verfolgung bezeichnet. Doll hatte am Samstag ebenfalls Probleme gehabt. «Die Bedingungen waren traumhaft, es hat heute wieder viel mehr Spaß gemacht», sagte er. «Das war Balsam für die Biathlon-Seele.» Seine Teamkollegen Roman Rees (16.), Justus Strelow (18.) und David Zobel (19.) hatten mit der Entscheidung nichts zu tun.
Ziel der deutschen Biathleten ist die Heim-WM
Damit beenden die deutschen Männer das erste Trimester mit fünf Podestplätzen. «Das war ziemlich gut, es gab jedes Wochenende einen Erfolg zu feiern, deshalb bin ich schon ziemlich zufrieden», sagte Rees. «Nach ein bisschen Pause kann es auch wieder gestärkt weitergehen.»
Die Damen standen bislang drei Mal auf dem Treppchen. Vanessa Voigt landete mit zwei Strafrunden als beste DSV-Athletin im Massenstart auf dem 13. Rang. Anna Weidel (18.) und Sophia Schneider (28.) hatten deutlich das Nachsehen.
Das große Ziel der deutschen Biathleten ist eine Top-Verfassung bei der Heim-Weltmeisterschaft vom 8. bis 19. Februar 2023 in Oberhof. Vorher stehen noch das Event auf Schalke und drei weitere Weltcup-Stationen auf dem Programm.