In der Affäre um eine Reihe von Positivtests bei chinesischen Top-Schwimmern hat die Welt-Anti-Doping-Agentur ihren Verzicht auf Sanktionen verteidigt.
«Die Agentur steht weiter fest zu den Ergebnissen ihrer wissenschaftlichen Untersuchung und den rechtlichen Entscheidungen in diesem Fall», teilte die Wada mit. Alle Vorwürfe in der Sache seien geprüft worden, es lägen aber nicht ausreichend Beweise vor, um neuerliche Ermittlungen einleiten zu können, fügte die Behörde hinzu.
Zuvor hatten Medienberichte Zweifel an der Rolle der Wada und der chinesischen Anti-Doping-Agentur im Kampf gegen den Sportbetrug geweckt. Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der «New York Times» sowie einem Bericht der australischen Zeitung «Daily Telegraph» waren 23 Top-Schwimmerinnen und -Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet worden.
Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team im Juli/August 2021 sechs Medaillen, darunter dreimal Gold. «Wenige Monate vor den Olympischen Spielen muss der im Raum stehende Verdacht des Wegschauens oder gar Vertuschens schnellstens umfassend aufgeklärt werden. Wenn ein so schwerwiegender Dopingverdacht besteht, dann muss dieser unabhängig durch die Wada geprüft werden», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
Die Wada versicherte nach Prüfung der ARD-Dokumentation indes erneut, es habe keinen Grund gegeben, die Ergebnisse der chinesischen Behörden anzugreifen. Diese hatten festgestellt, dass die positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen seien. Daher blieben die Schwimmerinnen und Schwimmer unbestraft.
Der Deutsche Schwimm-Verband forderte eine Aufarbeitung der Geschehnisse und fürchtet um die Glaubwürdigkeit des Sports. Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur, warf der Wada und Chinas Behörden vor, die Positivtests unter den Teppich gekehrt zu haben.