Präsident Thomas Weikert hat die aktuelle Haltung des Deutschen Olympischen Sportbundes zur Zulassung russischer Athletinnen und Athleten im Sinne des IOC erneut gerechtfertigt.
Auf die Frage, ob es sich bei dem jetzigen Kurs wirklich um die Meinung von Sport-Deutschland oder der der DOSB-Funktionäre handele, entgegnete der DOSB-Chef in einem Interview des «Münchner Merkur» und der «tz»: «Bei dieser komplexen Frage gibt es naturgemäß verschiedene Sichtweisen, auch im deutschen Sport.»
Das vom deutschen Präsidenten Thomas Bach geführte Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte entschieden, russische und belarussische Einzelsportlerinnen und -sportler als neutrale Athleten und unter bestimmten Auflagen an den Olympischen Spielen in Paris im kommenden Sommer teilnehmen zu lassen.
Das Präsidium des DOSB beobachte konstant die Lage, sagte Weikert. «Aber natürlich sprechen wir darüber auch mit unseren Mitgliedsorganisationen und den Vertretern der Athleten.» Als einen neuen Kurs in der Russland-Frage seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine will er die aktuelle Positionierung des DOSB, der sich Hoffnungen auf mögliche Olympische Spiele 2036 in Deutschland macht, nicht verstanden wissen. In dem Interview spricht der 62-Jährige davon, dass der DOSB seine «Position modifiziert» habe.
Die Haltung habe sich vom Grundsatz her nicht geändert. «Wir verurteilen weiterhin den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf das Schärfste und unterstützen die massiven sportlichen Sanktionen, die nach wie vor gelten. In Russland und Belarus dürfen keine internationalen Wettkämpfe stattfinden, nationale Symbole und Farben sind verboten, das russische NOK ist suspendiert», erklärte Weikert.
Weiterentwickelt hätten sich die wesentlichen Rahmenbedingungen im Weltsport, meinte der DOSB-Chef. «Die große Mehrheit der internationalen Sportverbände hat neutrale Athleten unter strikten Auflagen wiederzugelassen und die Umsetzung funktioniert größtenteils. Von herausragender Bedeutung für uns ist zudem, dass ukrainische Athleten seit Juli diesen Jahres an Wettkämpfen mit neutralen Athleten teilnehmen.»
Er sprach von Entwicklungen, die das DOSB-Präsidium nicht einfach ignorieren könne. «Und wir haben bereits in unserer ersten Stellungnahme im Frühjahr 2022 gesagt, das Wesen des Sports sei es, Menschen im friedlichen Wettstreit zusammenzubringen. Das IOC hat nun eine Entscheidung für Paris getroffen und damit für Klarheit gesorgt.» Es komme nun ganz entscheidend darauf an, wie konsequent die Auflagen umgesetzt würden, sagte Weikert.