Dramen und Triumphe: Die Handball-Duelle mit Frankreich

Im WM-Viertelfinale gegen Frankreich wollen die deutschen Handballer dem Titelanwärter am Abend (20.30 Uhr/ZDF) in Danzig einen Schlagabtausch auf Augenhöhe liefern. Wichtige und überwiegend auch spannende Duelle zwischen beiden Nationen gab es in der Vergangenheit schon öfter.

WM 2001

Im Viertelfinale bietet die DHB-Auswahl dem WM-Gastgeber in Albertville lange Paroli und zwingt die Franzosen in die Verlängerung. Dort gelingt den Schützlingen des damaligen Bundestrainers Heiner Brand jedoch nur noch ein Tor. Frankreich gewinnt mit 26:23 und später den Titel. Mit dabei ist damals Thomas Knorr, der Vater des gefeierten deutschen Jungstars Juri Knorr, der während der Vorrunde nachträglich eingeflogen worden war.

WM 2003

Im Halbfinale liegt die deutsche Mannschaft eine Viertelstunde vor Schluss mit vier Toren zurück. Dank einer Energieleistung bejubelt die DHB-Auswahl am Ende aber einen 23:22-Sieg und den erstmaligen Einzug ins Endspiel seit dem legendären WM-Triumph 1978. Doch der Erfolg wird teuer bezahlt. Linksaußen Stefan Kretzschmar bricht sich den kleinen Finger der Wurfhand und fehlt im Finale genauso wie Rückraum-Ass Volker Zerbe, der einen Muskelfaserriss erleidet. Ohne das Duo verliert Deutschland gegen Kroatien und kehrt mit Silber heim.

WM 2007

Das Halbfinale der Heim-WM vor 16 Jahren gegen Frankreich ist an Spannung kaum zu überbieten. 32:31 setzt sich die deutsche Mannschaft am Ende durch – nach zweimaliger Verlängerung. Dass es für die Truppe von Bundestrainer Heiner Brand in der dramatischen Partie ein Happy End geben wird, ahnt der damalige Bundespräsident Horst Köhler bereits in der Halbzeitpause: «Wir gewinnen mit einem Tor Unterschied», sagt Köhler vorher und behält recht. Nach einem souveränen Finalsieg gegen Polen wird Deutschland zum dritten Mal Weltmeister.

EM 2008

Nach einer knappen Halbfinal-Niederlage gegen Dänemark ist die Luft beim DHB-Team raus. Im Spiel um Bronze setzt es eine herbe 26:36-Pleite gegen die Franzosen. Die Niederlage ist der Beginn eines jahrelangen Abschwungs im deutschen Handball. Erst acht Jahre später meldet sich die DHB-Auswahl mit dem EM-Triumph in der Weltspitze zurück.

Olympia 2016

Im Halbfinale sieht die DHB-Auswahl 20 Minuten vor dem Ende wie der klare Verlierer aus. 22:15 führt Frankreich, doch dann kommt die deutsche Mannschaft zurück. 58 Sekunden vor dem Ende trifft Tobias Reichmann zum 28:28. Die Halle tobt, aber Frankreich kontert noch einmal in Person von Daniel Narcisse, der zwei Sekunden vor dem Abpfiff zum Sieg für den Rekord-Weltmeister trifft und die deutschen Gold-Hoffnungen zerstört. Am Ende gibt es zumindest Bronze – die vorerst letzte Medaille bei einem Großereignis.

WM 2019

Wie bei der EM 2008 stehen sich beide Teams im Spiel um Bronze gegenüber. Es laufen die letzten Sekunden. Beim Stand von 25:25 erobert die deutsche Mannschaft den Ball, den Linksaußen Matthias Musche durch ein riskantes Anspiel an den Kreis wieder herschenkt. Im Gegenzug trifft Nikola Karabatic fast mit der Schlusssirene. Die Franzosen jubeln, Deutschland geht bei der Heim-WM leer aus.

Olympia 2021

Das bisher letzte Duell steigt in der Vorrunde des Olympia-Turniers in Tokio. Die DHB-Auswahl legt einen Fehlstart hin und liegt in der ersten Halbzeit mit sechs Toren zurück. Doch in der zweiten Halbzeit kommt die Steigerung. Gut zwei Minuten vor Schluss steht es unentschieden, dann leisten sich die Schützlinge von Bundestrainer Alfred Gislason zwei Fehler und verlieren die Partie mit 29:30. Frankreich holt später Gold, die deutsche Mannschaft fliegt im Viertelfinale raus und ohne die erhoffte Medaille nach Hause.

Von Eric Dobias, dpa