Im entscheidenden Moment behielt Benedikt Doll die Nerven. Nach einem zwischenzeitlich großen Rückstand nutzte der Schlussläufer der deutschen Biathlon-Staffel die Patzer der Konkurrenz am Schießstand und sorgte dann mit einem entscheidenden Antritt gegen den Schweden Pepe Femling für Rang drei im schwedischen Östersund.
«Nach Johannes habe ich gedacht, wir sind weg. Aber ich habe schon dran geglaubt, dass wir das Podium noch angreifen können», sagte der 32-Jährige zufrieden im ZDF.
Zuvor waren bereits Janina Hettich-Walz, Hanna Kebinger, Vanessa Voigt und Denise Herrmann-Wick Dritte geworden, die Gefühlslage war aber nach dem verpassten Gewinn der Staffel-Gesamtwertung eine andere. «Das war ein schlechtes Rennen», sagte Herrmann-Wick.
Norwegens Männer gewinnen auch ohne Bö-Brüder
Beim überlegenen fünften Sieg im fünften Staffelrennen der Norweger, die ohne ihre Topleute Johannes Thingnes Bö, Tarjei Bö und Sturla Holm Laegreid antreten mussten, lagen Roman Rees, Kühn, Philipp Nawrath und Doll nach einer Strafrunde von Kühn als Zehnte schon über eine Minute zurück. Aber Nawrath und am Ende Doll, der am Donnerstag erstmals in seiner Karriere fehlerfrei ein Einzel gewonnen hatte, drehten das Rennen. Die Stelle, an der Doll den Schweden stehen ließ, ist eigentlich «keine, wo man angreift, aber er hat sich nicht gewehrt. So konnte ich die letzten Meter noch ein bisschen genießen», sagte Doll. Rang zwei ging an Frankreich.
Nur beim medaillenlosen WM-Staffelrennen in Oberhof mit Platz fünf hatten es die Schützlinge von Bundestrainer Mark Kirchner in dieser Saison nicht auf das Podest geschafft, in den fünf Weltcup-Wettbewerben immer. Das reichte in der Gesamtwertung zu Platz zwei.
Herrmann-Wick patzt am Schießstand
Drei Wochen nach dem emotionalen WM-Silber von Oberhof wollten die Frauen den ersten Staffelsieg seit über zwei Jahren und damit die Staffel-Gesamtwertung holen. Am Ende wurde es mit beidem nichts. Denn ausgerechnet Schlussläuferin Herrmann-Wick kam mit insgesamt fünf Nachladern am Schießstand nicht zurecht. Weil sich Norwegen vor Frankreich durchsetzte und die Schwedinnen Fünfte wurden, rutschten Herrmann-Wick & Co. in der Wertung noch auf Platz vier ab. Wären sie vor den Französinnen geblieben, hätte es zur kleinen Kristallkugel gereicht.
«Das ging uns die ganze Zeit durch den Kopf, ein Sieg war unser Ziel heute, das war drin. Aber ich konnte es nicht über die Ziellinie bringen», sagte die Sprint-Weltmeisterin, die sich über den vierten Podestplatz im fünften Saisonrennen nicht recht freuen konnte. Am Ende fehlte Deutschland in der Wertung ein Punkt auf die drittplatzierten Schwedinnen.
«Es war insgesamt kein perfekter Tag. Natürlich sind wir ein bisschen verärgert, aber so haben wir Ziele fürs nächste Jahr», sagte Frauen-Trainer Kristian Mehringer. Sportdirektor Felix Bitterling meinte: «Der bitterste dritte Platz, den es gibt. Aber so ist Sport.»
Am Sonntag stehen die abschließenden Massenstarts auf dem Programm. Herrmann-Wick, Voigt und Kebinger starten um 13.00 Uhr. Die Männer, bei denen Doll, Rees, Nawrath, Kühn, Justus Strelow und David Zobel dabei sind, gehen um 16.00 Uhr (ZDF und Eurosport) an den Start. Nicht dabei sind Weltcup-Gesamtsieger Johannes Thingnes Bö und sein Bruder Tarjei, die nach ihrer Corona-Infektion erst ab kommenden Donnerstag beim Saisonfinale in Oslo zurückkehren sollen.