Im Schatten des Giganten-Duells zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic kämpft Alexander Zverev bei den French Open um das zweite Grand-Slam-Finale seiner Karriere.
Ein Dreivierteljahr nach seiner bitteren Endspielniederlage bei den US Open gegen Dominic Thiem fehlt Deutschlands bestem Tennisspieler nur noch ein Schritt, um am Sonntag in Paris erneut um einen Grand-Slam-Titel zu spielen. Während sich im anderen Halbfinale der 13-malige Paris-Champion Nadal und der Weltranglisten-Erste Djokovic im für viele vorweggenommenen Endspiel begegnen, trifft Zverev auf den Griechen Stefanos Tsitsipas.
Negative Bilanz gegen Tsitsipas
Noch ist es das Duell der Herausforderer, doch das wird sich nach Meinung von Tennis-Legende Boris Becker schon bald ändern. «Ich sehe die beiden auch über die nächsten Jahre um die Krone streiten», sagte Becker in einer Online-Medienrunde des TV-Senders Eurosport, für den der dreimalige Wimbledonsieger die Begegnungen bei den French Open analysiert. «Von daher ist das das erste von vielen großen Matches.»
Für den Tag davor hatte Zverev am Donnerstag gleich zweimal seinen Lieblingstrainingsplatz 29 im Stade Roland Garros gebucht. Anders als noch am Mittwoch, als er am Tag nach seinem Viertelfinalsieg gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina eine intensive Einheit absolviert hatte, stand dieses Mal aber eher lockeres Einschlagen auf dem Programm. «Er wird alles so machen wie immer am Tag vor einem Match», sagte sein Bruder und Manager Mischa bei Eurosport.
Als erster Deutscher seit Michael Stich vor 25 Jahren steht Zverev in Paris im Halbfinale. Doch zufrieden ist der 24-Jährige damit noch lange nicht. «Es besteht kein Grund für Freudentänze», sagte Zverev. «Ich bin hier, um um den Turniersieg mitzuspielen.» Dass seine Bilanz gegen den starken Griechen, der im Vorfeld der French Open die beiden Sandplatz-Turniere in Monte Carlo und Lyon gewann, negativ ist, beunruhigt den gebürtigen Hamburger ebenso wenig wie die Tatsache, dass er auf Grand-Slam-Ebene noch nie gegen einen Top-Ten-Spieler gewonnen hat. «So etwas interessiert mich nicht», sagte Zverev. Ende der Diskussion.
Es kommt auf die Tagesform an
Zverev weiß selbst, dass er gegen die Nummer eins im Jahres-Ranking sein bestes Tennis spielen muss. «Ich werde mein Level deutlich anheben müssen», sagte der Weltranglisten-Sechste. «Aber ich bin überzeugt davon, dass mir das auch gelingen wird.» Für Becker wird es vor allem auf die Tagesform ankommen, wer von beiden am Sonntag Nadal oder Djokovic herausfordern darf. «Ich würde das Match als 50:50 sehen», sagte Becker.
Im anderen Halbfinale gilt Nadal dagegen als Favorit – auch wenn Djokovic die Nummer eins der Welt ist. Doch Nadal und Paris, das ist eine unfassbar enge Liaison. Von 107 Matches hat der 35 Jahre alte Spanier unfassbare 105 gewonnen. 13 Mal konnte er den Siegerpokal in den Himmel von Paris heben. «Es gibt keine größere Herausforderung im Sport, als gegen Nadal auf dem Centre Court von Paris zu spielen», sagte Djokovic.
Der Serbe hatte auf dem Weg ins Halbfinale ein paar mehr Probleme zu lösen, ist aber von der Sehnsucht getrieben, am Ende seiner Karriere die meisten Grand-Slam-Titel gewonnen zu haben. Noch liegen Roger Federer (20) und Nadal (20) vor dem Serben (18). Und auch Nadal weiß natürlich, dass er mit dem nächsten Triumph in Paris an Federer vorbeiziehen kann. «Es wird ein enges Match. Ich muss mein bestes Tennis spielen», sagte Nadal. Aus seinem Mund klingt das in Paris wie die größtmögliche Drohung.