Unter dem grauen Himmel von São Paulo sind die WM-Aussichten von Lewis Hamilton noch düsterer geworden. Der Mercedes-Pilot erlebte zum Auftakt des Grand-Prix-Wochenendes in Brasilien den nächsten Rückschlag im Duell mit Spitzenreiter Max Verstappen.
Hamilton muss nach einem regelwidrigen Motorentausch im viertletzten Saisonrennen am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) fünf Plätze weiter hinten starten – er zeigte in der Qualifikation jedoch eine starke Vorstellung. Red-Bull-Pilot Verstappen hat dennoch beste Chancen, seine 19-Punkte-Führung weiter auszubauen.
Im Auftakttraining auf dem Autódromo José Carlos Pace in Interlagos gab der wild entschlossene Hamilton dann das Tempo vor Verstappen vor. In der Qualifikation für das Sprintrennen am Samstag (20.30 Uhr/Sky) war der Brite mit seinem neuen Motor erneut nicht vom Niederländer einzufangen, der über überhitzende Reifen klagte. Dritter wurde Valtteri Bottas im zweiten Mercedes.
Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel landete nur auf dem zwölften Platz, Mick Schumacher im Haas ließ als Vorletzter seinen Stallrivalen Nikita Masepin erneut hinter sich.
«In vier Rennen können viele Dinge passieren»
Hamilton steht unter Zugzwang – und wie! «Es war schon immer so, dass man jedes Rennen gewinnen muss, besonders seit wir aus der Pause zurückgekommen sind, aber wir haben es nicht wirklich geschafft», meinte der 36-Jährige über den Druck, endlich wieder siegen zu müssen. Seinen bislang letzten von fünf Saisonsiegen feierte Hamilton Ende September in Russland.
Die erwartbare Motorenstrafe von Brasilien erschwert seinen Comeback-Versuch immens. «Wenn wir den Motor behalten hätten, wären wir in Saudi-Arabien und Abu Dhabi ganz sicher nicht wettbewerbsfähig», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit Blick auf die letzten beiden Saisonrennen. Nachlassende Motorenleistung habe den Rennstall bei Hamilton zum Handeln gezwungen.
Verstappen konnte zuletzt in den USA und Mexiko gewinnen, neunmal war er 2021 insgesamt schon erfolgreich. «Ich bin sehr konzentriert», versicherte der 24-Jährige, der noch nicht öffentlich von seinem ersten greifbaren WM-Titel sprechen will. «In vier Rennen können viele Dinge passieren. Es sieht gut aus für uns, aber die Dinge können sich sehr schnell ändern.»
Interlagos ist aber immer für Dramen gut
Verstappen verwies auf den Sommer. Nach dem Grand Prix von Österreich Anfang Juli lag er schon einmal 32 Zähler vor Hamilton. Nur zwei Rennen später hatte sich der Engländer mit acht Punkten an die Spitze geschoben. «Wir werden auch hier wieder versuchen, unser Bestes zu geben», beteuerte Verstappen, der die letzte Auflage in Brasilien 2019 für sich entscheiden konnte.
Interlagos ist aber immer für Dramen gut – vielleicht hat auch der Sprint daran seinen Anteil. Zum dritten und letzten Mal in dieser Saison wird hier das neue Format ausgetragen. 24 Runden Vollgas ohne verpflichtenden Boxenstopp, dafür mit drei Punkten für den Sieger.
An den letzten Sprint-Wochenenden war Verstappen dann im Silverstone-Rennen nach einer Kollision mit Hamilton bei höchster Geschwindigkeit ausgeschieden, in Monza crashten sich Verstappen und Hamilton sogar beide spektakulär ins Aus.