Ehepaar Röiseland: «Viel Biathlon in unserem Leben»

Natürlich gibt’s bei den Röiselands in erster Linie ein Thema. «Es ist sehr viel Biathlon in unserem Leben», sagt Sverre Olsbu Röiseland und lacht.

Der Norweger ist seit dieser Saison nicht nur einer von zwei Trainern des deutschen Frauenteams, sondern auch noch mit der erfolgreichsten Skijägerin der jüngeren Vergangenheit verheiratet. Und weil Marte Olsbu Röiseland nach einer langen Zwangspause in Folge einer Corona-Infektion und einiger Nebenerscheinungen in dieser Woche in Slowenien erstmals wieder bei einem Weltcup dabei ist, werden es für das Ehepaar auf der Hochebene Pokljuka spezielle Tage.

Der 32 Jahre alte Röiseland war bis zum Vorjahr Coach des weiblichen B-Teams in seinem Heimatland, nebenbei betreute er natürlich auch seine Partnerin beim Heimtraining – bis sich eine Chance bot, etwas ganz Neues zu versuchen. «Ich wollte nicht nach Deutschland kommen und alles verändern», sagt Röiseland. Andere Impulse bringt er für die Mannschaft um Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick trotzdem reichlich mit. «Deutschland ist sehr groß im Biathlon und ich hoffe, dass ich ein paar gute Ideen einbringen kann. Es hat mich sehr motiviert, hier zu arbeiten», sagt Röiseland, der ein klares Ziel hat: «Es gibt keinen Grund, warum wir in Deutschland nicht wieder die beste Nation sein können.»

Der Weg dorthin ist weit. Norwegen, Schweden, Frankreich – alle haben längst auch in der Breite viele starke Athletinnen. Siege am Fließband wie in früheren Zeiten gibt es für die Deutschen schon lange nicht mehr. Gemeinsam mit Damen-Chefcoach Kristian Mehringer muss Röiseland auch eine neue Generation an die Weltspitze heranführen. Womöglich beendet Herrmann-Wick (34) nach diesem Winter mit dem Höhepunkt der Heim-WM in Oberhof ihre Laufbahn. Diese Lücke zu füllen, wird eine schwierige Aufgabe. «Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Job angenommen habe», sagt Röiseland, der von seiner Frau jede erdenkliche Unterstützung bekommt, trotzdem. In den vergangenen Monaten konnte sich das Paar nur selten sehen, weil Marte zu Hause in Norwegen trainierte, während Sverre von Weltcup zu Weltcup zog.

Ehepaar Röiseland trifft im Weltcup aufeinander

«Wir lieben es, gegeneinander anzutreten, auch wenn das erst mal komisch wird», sagt Marte Olsbu Röiseland (32). Die dreimalige Peking-Olympiasiegerin und elfmalige Weltmeisterin hatte nach den Winterspielen in China schon an ihr Karriereende gedacht. «Für mich war sein Wechsel ein wichtiger Grund weiterzumachen. Ich will mich unbedingt in Oberhof mit ihm messen», sagt die Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison. 2020 hatte sie bei der WM in Antholz als erste Skijägerin überhaupt sieben Medaillen in sieben Rennen gewonnen. Wo sie kurz vor dem Höhepunkt in Thüringen (8. bis 19. Februar) derzeit steht, ist unklar.

Erste Antworten wird es am Donnerstag (14.20 Uhr/ZDF und Eurosport) geben, wenn sie im Sprint auf der Pokljuka ihren sehr verspäteten Saison-Einstand gibt und Sverre das erstmals als Trainer der Konkurrenz beobachtet. Für den Deutschen Skiverband ist es derweil ein ganz neuer Weg, sich Know-how aus dem Ausland zu holen. «Ich versuche, mehr und mehr Deutsch zu lernen und ich verstehe immer mehr. Aber ich spreche mit den Mädels Englisch», sagt Röiseland. Ein oder zwei Jahre in der Schule reichen nicht aus für die fachspezifischen Anweisungen. «Aber es ist ein Anfang», sagt Röiseland. Im Slowenen Uroš Velepec haben auch die DSV-Männer mittlerweile einen Coach, der vorwiegend Englisch kommuniziert.

Röiseland gilt als Fachmann für die Technik, sowohl beim Laufen als auch beim Schießen, der detailverliebt an den Feinheiten arbeitet. In Deutschland findet er nun aber Bedingungen vor, die ganz anders sind. «In Norwegen beginnt man mit vier Jahren mit dem Skilaufen, das ist ein Teil des Lebensstils», sagt er. Der Pool an Talenten sei dort viel größer, ein Vorteil muss das aber nicht sein. «Es kommt auf das System und die Trainer an, richtig zu fördern.» Genau das will er machen. Mit viel Geduld und dem richtigen Plan für jede Einzelne. «Wir möchten das Beste aus jeder herausholen, dafür können nicht alle gleich trainieren», sagt er und stellt schon nach wenigen Monaten fest: «Es gibt sehr viel Qualität im deutschen System.»

Thomas Wolfer, dpa