Ehrenrunde für Streich – 1:1 beim Heimabschied

Ehrenrunde für Streich – 1:1 beim Heimabschied

Gedankenverloren zog sich Christian Streich auf die Trainerbank zurück. Minutenlang saß der 58-Jährige dort im Hintergrund nach dem 1:1 (1:1) gegen den 1. FC Heidenheim in seinem letzten Heimspiel als Bundesliga-Coach des SC Freiburg.

«Christian Streich, Christian Streich, Christian Streich, du bist der beste Mann», schallte ihm an diesem außergewöhnlich emotionalen Samstagnachmittag von den Rängen entgegen.

Als Streich aufstand und für seine Verabschiedung zum Mittelkreis ging, wurde es laut. «Man muss sagen, du hast eine Ära geprägt wie ganz wenige vor dir», sagte Sportvorstand Jochen Saier: «Mir bleibt nur, mich zu verneigen», ergänzte Saier: «Wir werden dich nie vergessen.»

In der Winterpause 2011/2012 war Streich zum Cheftrainer aufgestiegen. Endgültig Schluss nach insgesamt 29 Jahren in verschiedenen Funktionen beim SC ist am kommenden Samstag beim 1. FC Union Berlin, wenn Streich die Saison mit der dritten Europapokal-Teilnahme in Serie mit den Breisgauern krönen will.

«Nächste Woche noch mal ein Endspiel um Europa»

Er wolle sich «herzlich bedanken» für alles, sagte Streich mit dem Mikrofon in der Hand auf dem Rasen: «Herzlich bedanken bei allen Menschen, die mich unterstützt haben im Verein, die Nachsicht mit mir hatten», sagte Streich, dessen langjähriger Co-Trainer Patrick Baier ebenfalls verabschiedet wurde. Anschließend ging der Coach zu den Fans, zog den imaginären Hut und machte sich dann auf die Ehrenrunde, bei dem er einen zunächst von Ordnern aufgehaltenen Fan in den Arm nahm.

«Es war sehr schön, aber ich bin enttäuscht, weil wir schon wieder ein Spiel nicht gewonnen haben, wo es nur einen Sieger geben darf», sagte Streich bei Sky: «Aber es ist nicht vorbei, wir haben nächste Woche noch mal ein Endspiel um Europa.»

Ritsu Doan (29. Minute) steigerte im mit 34.700 Zuschauern ausverkauften Stadion zunächst die Festtagsstimmung. Doch Heidenheims Kevin Sessa traf für den in dieser Saison überraschend starken Aufsteiger zum Ausgleich (38.). Die Freiburger schafften es auch im achten Heimspiel nacheinander nicht, ihre Sieglos-Serie zu beenden. Als Tabellensiebter können die Badener aber weiter den internationalen Wettbewerb hoffen. Die Heidenheimer von Frank Schmidt hielten sie mit drei Punkten Vorsprung auf Distanz.

Schon vor dem Anpfiff flimmerten als Dankeschön an Streich Bilder der vergangenen zwölf Jahre über die Leinwände. «Danke Christian und Patrick für all die Jahre voller Leidenschaft, Haltung & Demut», stand auf einem Banner, das die Fans zu Ehren von Streich und dessen Co-Trainer Baier am Ende in der Kurve aufhingen. «Ich glaube, er hat den Abschied bekommen, den er verdient hat», sagte Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein. 

Der Siegtreffer wollte nicht gelingen

Streich hatte auf der Pressekonferenz versucht, seinen bevorstehenden Abschied zu ignorieren und als «uninteressant» abzutun. Auch aus Selbstschutz lasse er die Gefühle noch nicht zu, wie er vor Spielbeginn erklärte. «Ich habe mir so ein Kästchen gebaut, in mir drin, und da kommt alles rein. Sonst schaffst du es nicht», sagte Streich. «Sonst geht es hoch und runter, dann bist du emotional erledigt, das ist zu viel.» Wenn am Ende alles positiv ausgehe, «gehen wir heim und heulen».

Ein letztes Mal im eigenen Stadion gestikulierte der 58-Jährige dann in seiner typischen Art an der Seitenlinie. Schrie, dirigierte, schimpfte und klatschte für gelungene Aktionen. Seiner Elf war bei allem Elan anzumerken, dass sie ihm einen letzten Heimsieg widmen wollten. Das 1:0 per Flugkopfball von Doan nahm Streich dann zumindest äußerlich ruhig hin. Die Freude der Fans wurde wenig später kurzzeitig gedämpft, als Sessa eine Lücke der Freiburger Defensive zum Ausgleich nutzte. 

Nach dem Seitenwechsel rackerte der Sport-Club weiter für den angestrebten Sieg, Möglichkeiten hatten die Gastgeber genügend. An diesem besonderen Nachmittag wollte der entscheidende Treffer nicht gelingen. «Wir wollten unbedingt gewinnen, auch für den Coach», bedauerte Grifo.

Kristina Puck, dpa