Ein Ständchen und viel Lob: Alle lieben Bessermacher Alonso

Den Moment fürs Herz lieferten die Fans. 4000 nach Bremen mitgereiste Anhänger von Bayer Leverkusen stimmten für ihren Trainer Xabi Alonso nach dem 3:0 beim SV Werder ein Ständchen zu dessen 42. Geburtstag an. Und den spanischen Fußball-Gentleman rührte der Gesang. «Das ist eine große Ehre und eine große Freude», sagte er. Seine Mannschaft zog später nach und sang für ihn noch einmal im Bus.

Zuvor hatten Alonsos Spieler sachlich, souverän und nüchtern im Stile eines Titelaspiranten ihre Aufgabe in Bremen erledigt. Und das gegen ein Werder-Team, das im Rahmen seiner Möglichkeiten sogar gut gespielt hatte. Nur ist der Rahmen der Bremer eng, die Möglichkeiten sind begrenzt. Dagegen ist das Bayer-Kollektiv mit seinen Hochbegabten eine Mannschaft mit derzeit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.

Die zentrale Figur beim Tabellenführer ist Alonso. Als Weltklasse-Spieler gewann er im Fußball alles, was es zu gewinnen gibt. Seine Trainer-Karriere plante er akribisch, seine Zukunft als Mann an der Seitenlinie ist ähnlich wie seine Vergangenheit als Profi glänzend. Er hat die Bayer-Mannschaft seit seinem Amtsantritt im Oktober 2022 auf ein lange nicht mehr gesehenes Level gehoben.

Xhaka: «Wie ein Traum»

«Ich lerne täglich von ihm. Es macht unheimlich Spaß», sagte der Schweizer Granit Xhaka beim TV-Sender Sky. «Für mich ist es wie ein Traum, unter ihm spielen zu dürfen.» Zuvor hatte Nationalspieler Florian Wirtz im «Redaktionsnetzwerk Deutschland» geschwärmt: «Er hat als Profi auf allerhöchstem Niveau gespielt. Es ist schön, so eine Legende als Trainer zu haben. Xabi weiß genau, wie eine Mannschaft tickt.»

Alonsos Bayer-Bilanz in dieser Saison ist in jedem Fall traumhaft: Der Erfolg in Bremen war der achte Sieg nacheinander. Eine solche Serie schaffte der Verein bislang nicht. Nach zwölf Spieltagen haben die Leverkusener 34 von 36 möglichen Punkten geholt. Nur in der Partie bei Bayern München gab es ein 2:2. In der Europa League gewannen sie alle vier Spiele, ebenso die beiden DFB-Pokal-Spiele.

Längst wird Alonsos Arbeit auch außerhalb der Bundesliga registriert. Vor allem in seiner Heimat. Schon seit Wochen wird spekuliert, dass er 2024 zu seinem Herzensverein Real Madrid als Nachfolger von Carlo Ancelotti wechseln könnte. Bayers Sportchef Simon Rolfes – der zweite Macher des Bayer-Booms neben Alonso – gibt sich gelassen und glaubt daran, dass der begehrte Alonso noch in Leverkusen bleibt.

Rolfes von Alonso-Verleib überzeugt

«Er ist zu hundert Prozent hier und auch in alle Themen involviert, die eine Weiterentwicklung des Clubs betreffen und vielleicht etwas langfristiger sind», sagte Rolfes im TV-Sender Bild. «Deswegen bin ich davon überzeugt, dass er auch noch längere Zeit bei uns ist.»

Alonso habe «große Verbundenheit zum Club entwickelt», meinte Rolfes, «das spüren alle, das spüre auch ich, aber auch die Fans und Spieler. Ich glaube, dass er sehr glücklich bei uns ist. Das ist bei einem Trainer immer auch die Grundlage einer Entscheidung.» Deswegen habe Alonso im Sommer auch seinen Vertrag beim aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter verlängert. Bis 2026 ist der Kontrakt datiert.

Dass der Werksclub für ihn etwas Besonderes ist, wurde Alonso auch durch den Gesang der Fans deutlich. «Die Verbindung zu fühlen, das ist sehr wichtig für mich», sagte er. Die Fans unterstützten die Mannschaft immer. «Und jetzt diesen besonderen Moment zu fühlen, ist sehr schön. Dass wir zu den Fans eine so besondere Verbindung aufgebaut haben, für jetzt und die Zukunft, dafür bin ich dankbar.»

Von Claas Hennig, dpa