Einbußen beim FC Bayern: Umsatz sinkt auf 643,9 Millionen

Das Gedenken an die verstorbene Torjäger-Legende Gerd Müller stand ganz am Anfang der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München, bei der die Bosse um Oliver Kahn und Herbert Hainer auch das Streitthema Katar ansprachen und aushalten mussten.

Im Audi Dome gab es dabei vereinzelte Pfiffe, als sich Vereinspräsident Hainer über die teilweise «niederträchtige» Tonlage im öffentlichen Diskurs um die Geschäftsbeziehungen mit dem Wüstenstaat beklagte. Im Laufe des Abends sollte das Thema noch eingehender erörtert werden.

Hainer stimmte in Anwesenheit des Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß und den mit freundlichem Beifall bedachten Trainer Julian Nagelsmann erstmal eine Hymne auf seinen Verein an. «Der FC Bayern wird niemals ein kickender Konzern werden», sagte er. Der FC Bayern setze in der Fußballwelt «Maßstäbe». Ein spezieller Dank galt auch Hansi Flick, dem Sieben-Titel-Coach und Vorgänger des 34-jährigen Nagelsmann.

Präsidiumswahlen nicht auf der Tagesordnung

Beim ersten Mitgliederkonvent in der Corona-Pandemie wurden die zahlreichen Titel-Trophäen nicht nur der Fußballer einzeln auf die Bühne getragen, etwa die Meisterschale durch Nationalspieler Leroy Sané. «Wir stehen für gesellschaftliche Werte», versicherte Hainer. Präsidiumswahlen standen in diesem Jahr nicht auf der Tagesordnung.

Corona beeinflusste auch den Ablauf des ersten Mitgliederkonvents seit Ausbruch der Pandemie Anfang 2020. Maximal 1700 Mitglieder waren unter der 2G-plus-Regel zugelassen. Der Serienmeister wird in der vierten Welle nicht nur sportlich durch infizierte und in Quarantäne gezwungene Profis hart getroffen. Hainer warb darum nochmals fürs Impfen als «besten Weg» aus der Pandemie. Man rede auch ständig mit den eigenen Profis. Zugleich stellte sich Hainer schützend auch vor ungeimpfte Spieler wie Joshua Kimmich, der gerade positiv auf das Virus getestet worden ist: «Es ist nicht in Ordnung, unsere Spieler und vor allem unseren Joshua Kimmich an den Pranger zu stellen!»

Umsatz auf 643,9 Millionen Euro gesunken

Der Bundesliga-Krösus muss durch Corona auch große finanzielle Einbußen verkraften. Der Konzern-Gesamtumsatz schrumpfte in der Saison 2020/21 auf 643,9 Millionen Euro. Das sind über 100 Millionen Euro weniger als im Rekordjahr 2018/19. Immerhin gab es noch einen minimalen Gewinn von 1,9 Millionen Euro nach Steuern. Kahn bewertete das Finanzergebnis angesichts der außergewöhnlichen Umstände als «gut». Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen sieht Deutschlands Topclub auch in Pandemiezeiten «auf einem soliden Fundament».

Größter Ausgabeposten waren wieder die Personalkosten inklusive der Spitzengehälter für die Stars wie Robert Lewandowski von annähernd 350 Millionen Euro. Die wichtigsten Einnahmeposten sind Sponsoring und Vermarktung (206,7 Mio Euro) sowie der Spielbetrieb (147,9 Mio).

Streitthema Katar-Sponsoring

Beim Streitthema Katar wurde es im Verlauf der Jahreshauptversammlung laut und emotional. Mitglied Michael Ott wollte einen Spontanantrag einbringen, um über den bis 2023 laufenden Sponsorenvertrag mit der Fluglinie Qatar Airways abstimmen zu lassen. Das ließ das Präsidium des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Donnerstagabend nicht zu.

Vizepräsident Dieter Mayer verwies dabei auf eine Entscheidung des Landgerichts München I vom selben Tag. Die 13. Zivilkammer hatte «eine Ergänzung der Tagesordnung hinsichtlich des Sponsorings durch Qatar Airlines» zurückgewiesen. Der FC Bayern sei nicht verpflichtet, auf der Mitgliederversammlung «über das weitere Sponsoring» durch die Fluglinie zu beraten. «Ich werde hier nicht zulassen, dass wir über rechtswidrige Anträge abstimmen», sagte Mayer und erntete Buhrufe.

Das Landgericht argumentierte, dass innerhalb des Vereinsgefüges die Geschäftsführung und so auch das Thema Sponsoring im Bereich Fußball durch die Vereinssatzung ausschließlich Aufgabe des Präsidiums sei und der Zuständigkeit der Mitgliederversammlung damit entzogen sei.

Die Geschäftsbeziehung mit Katar ist in der Fanszene des FC Bayern wegen der Menschenrechtssituation im Gastgeberland der WM 2022 oder der Arbeitsverhältnisse etwa auf den WM-Baustellen ein Reizthema.

Von Klaus Bergmann, dpa