Eishockey-Euphorie: Heim-Debüt für den Vizeweltmeister

Harold Kreis kann es kaum erwarten. Knapp ein halbes Jahr nach dem Coup von Tampere zeigt sich der Eishockey-Vizeweltmeister erstmals vor heimischem Publikum in Landshut. «Ich spüre noch immer eine Begeisterung und großes Interesse», sagte der Bundestrainer.

Die NHL-Stars und zahlreiche Vizeweltmeister werden beim Deutschland Cup vom 8. bis 12. November in Landshut aber fehlen. Mit Coach Kreis steht daher einer der Hauptfiguren beim ersten Heim-Auftritt des Vizeweltmeisters hinter der Bande.

Und der 64-Jährige nutzt das traditionelle Turnier des Deutschen Eishockey-Bundes, um Personal auf seine WM-Tauglichkeit zu prüfen. In dieser Saison hat Kreis erstmals die Möglichkeit, die WM im Mai 2024 in Tschechien mit mehreren Monaten Vorlauf zu planen. Im März trat Kreis den Bundestrainer-Posten an. Trotz zahlreicher Absagen führte er die DEB-Auswahl nur zwei Monate später zu WM-Silber, der besten Platzierung einer deutschen Eishockey-Nationalmannschaft überhaupt.

Vielversprechende Mischung im DEB-Kader

Das Ergebnis des Erfolgs: Auszeichnungen und neue Begehrlichkeiten außerhalb des Eishockeys. Ende Oktober wurde Kreis bei der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft auf dem Hockenheimring als einer der Hauptfiguren präsentiert. «Besonders interessant für mich zu sehen, wie ein Motorsport-Team funktioniert und mit welcher Präzision gearbeitet wird, um letztlich ein paar Hundertstel herauszuholen», erklärte er.

Für den Deutschland Cup hat Kreis nun eine Mischung aus vier Vize-Weltmeistern, Talenten und prominenten Rückkehrern wie den früheren NHL-Profis Tobias Rieder (Växjö Lakers/Schweden) und Yasin Ehliz (EHC Red Bull München) zusammengestellt. «Wir haben eine große Resonanz in den Gesprächen mit den Spielern und Freude über die Einladungen bemerkt», erklärte der langjährige Nationalverteidiger. «Insgesamt haben wir eine vielversprechende Mischung im Kader für den Deutschland Cup 2023.» Rieder und Ehliz verpassten wie auch Marc Michaelis (EV Zug/Schweiz) und Leonhard Pföderl (Eisbären Berlin) verletzungsbedingt die WM und können sich wieder beweisen. 

Früher waren die Bundestrainer über jede denkbare Alternative dankbar, heute kann Kreis auch ohne Nordamerika-Stars wie Leon Draisaitl, Tim Stützle, JJ Peterka oder Moritz Seider sowie mehrere geschonte Leistungsträger wie beispielsweise Kapitän Moritz Müller (Kölner Haie) und Marcel Noebels (Eisbären Berlin) aus «zwölf Verteidigern und sieben bis acht Sturmreihen» auswählen. Die Grundbasis ist erheblich größer geworden. «Es ist eine sehr gute Ausgangsposition», lobte der Coach.

Deutschland Cup als WM-Vorbereitung

Der Deutsch-Kanadier nahm zudem Rücksicht auf die Clubs aus München, Ingolstadt und Mannheim, die zwei Tage nach dem Turnier in der Champions Hockey League antreten. Wie sehr die Spieler Lust auf die Nationalmannschaft haben, bestätigte Weltklasse-Stürmer Draisaitl kürzlich. «Ich würde mich sehr freuen, wenn wir irgendwann mal alle zusammenkommen und für Deutschland spielen», sagte der Profi der Edmonton Oilers. «Ich schließe mich Leons Meinung an», betonte Kreis. «Es wäre eine tolle Geschichte.» Am wahrscheinlichsten ist der Traum bei Olympia 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo.

Beim Deutschland Cup wird Kreis experimentieren. Dennoch ist das Turnier wichtig, weil es das einzige vor dem Beginn der WM-Vorbereitung im kommenden Jahr ist. In Ostrau und Prag soll dann im Mai der diesjährige Erfolg bestätigt werden. «Die WM ist Vergangenheit, beim kommenden Turnier fangen wir von null an», erklärte Kreis, der mit seinem Team am Donnerstag gegen Dänemark (19.45 Uhr/Magentasport) loslegt. Danach geht es gegen Österreich (Samstag/18.00 Uhr) und die Slowakei (Sonntag/14.30 Uhr).

Bereits am Mittwoch starten die Frauen, die erstmals auch am Turnier teilnehmen und so mehr Aufmerksamkeit bekommen sollen. Die DEB-Auswahl von Bundestrainer Jeff MacLeod beginnt am Mittwoch (19.45 Uhr) ebenfalls gegen Dänemark. Am Freitag geht es gegen Finnland und einen Tag später gegen Tschechien. «Die Vorfreude auf die gemeinsamen Tage mit dem Damen-Team ist bei allen Beteiligten groß», sagte Kreis.

Von Tobias Brinkmann, dpa