Der Weltmeistertitel der deutschen U17-Nationalmannschaft soll dem deutschen Fußball neuen Schwung verleihen.
«Vor drei Monaten haben wir gesagt, der deutsche Fußball liegt am Boden und wie schlecht es um den Nachwuchs bestellt ist. Heute reden wir darüber, dass eine neue Generation von tollen Spielern heranwächst», sagte Bernd Neuendorf als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. «Dieser Erfolg ist ein großartiger Jahresabschluss, der uns beim DFB Rückenwind für das EM-Jahr 2024 geben wird.» Neuendorf wird das Team heute im DFB-Campus empfangen.
Die U17-Nationalmannschaft hatte am Wochenende durch einen Erfolg im Elfmeterschießen gegen Frankreich erstmals den WM-Titel gewonnen. Trainer Christian Wück appellierte nach dem Weltmeisterschaftstriumph in Indonesien, dass man nun den Talenten Spielpraxis auf hohem Niveau bieten müsse. «Ohne gute Ausbildung, ohne gute Talente werden die A-Nationalmannschaft und die U21 nicht gefüttert mit jungen Spielern», sagte Wück.
Völler: Spieler brauchen gute Karriere-Entscheidungen
Der Weg Richtung großer Profikarrieren oder gar in die A-Nationalmannschaft, für die nächstes Jahr die Heim-EM ansteht, ist allerdings noch weit. «Wir haben in diesem Altersbereich unglaublich große Talente, die sich jetzt belohnt haben», sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler im Sport1-Doppelpass. «Dass sie jetzt so beraten sind, dass sie in den Clubs auch zum Einsatz kommen, das ist die Basis von allem. Dass sie nicht zu Vereinen gehen, wo sie nicht zum Einsatz kommen.»
Als ein Beispiel für einen großen Verein, der jungen Spielern Einsatzzeit gibt, nennt Wück gerne den FC Barcelona. Dort durften Marc Guiu (17) einmal und Lamine Yamal (16) schon über zehnmal in der ersten Liga ran. «Das Vertrauen über einen längeren Zeitraum ist unheimlich wichtig. Ihnen die Möglichkeiten zu geben, im Profibereich zu spielen. Andere Nationen – Spanien ist ein gutes Beispiel – machen es uns vor, indem sie junge Spieler in den ersten drei Ligen einsetzen. Das würde ich mir in Deutschland auch vermehrt wünschen», sagte Wück in den Turniertagen der Deutschen Presse-Agentur.
Kapitän Darvich wählt den Weg ins Ausland
Mit dem Schritt nach Spanien erhofft sich auch U17-Kapitän Noah Darvich den richtigen Weg. Er wechselte im Sommer für geschätzte 2,5 Millionen Euro vom SC Freiburg zum FC Barcelona. «Aus Spielersicht kann ich den Schritt nachvollziehen. Noah Darvich kann Spanisch. Für ihn ist die Umstellung nicht ganz so groß, wie mancher denkt», sagte Wück der dpa.
«Aus Sicht eines deutschen Trainers ist es sehr schade, dass wir so ein Toptalent nicht in Deutschland halten konnten. Da müssen wir uns selbst hinterfragen, wieso. Ich kenne die Kommunikation zwischen Noah und Freiburg nicht, sondern nur die Spielersicht. Grundsätzlich ist es schade, wenn ein Toptalent eines Jahrgangs ins Ausland geht.»