Erfolgreiches Comeback: Ovtcharov verliert nur Finale

Am Ende fehlte nur die Krönung.

Bei seinem ersten Turnier nach achtmonatiger Verletzungspause marschierte der deutsche Tischtennis-Star Dimitrij Ovtcharov in Lima bis ins Endspiel durch, führte da bereits mit 2:0 Sätzen – und verlor gegen seinen deutschen Nationalmannschaftskollegen Dang Qiu (Borussia Düsseldorf) dann doch noch mit 3:4.

«Am Ende war die Niederlage im Finale etwas schade», sagte der 33-Jährige, der nach zwei gewonnenen Sätzen auch im dritten Durchgang noch zwei Satzbälle vergab. «Wenn ich 3:0 führe, dann glaube ich, dass ich das Spiel auch nach Hause bringen kann.» Doch Ovtcharov hatte bereits am Vortag nach seinem Finaleinzug in der peruanischen Hauptstadt gesagt: «Ich hätte keinen Cent auf mich gesetzt. Es ist viel besser gelaufen, als ich je hätte erwarten können.»

Kaum Training nach Knöchel-OPs und Krieg

Hinter dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten und Olympia-Dritten von Tokio liegen die wohl härtesten Monate seiner Karriere. Im vergangenen Oktober sowie im Februar wurde Ovtcharov am Knöchel operiert. Mitten in diese Zwangspause fiel der russische Angriff auf die Ukraine, der den Sohn eines früheren sowjetischen Tischtennis-Meisters persönlich viel stärker traf als jeden anderen deutschen Spitzensportler. Denn Ovtcharov wurde in Kiew geboren, seine Großmutter lebte zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns noch in der Stadt. Als sie in Sicherheit war, verließ der Weltranglisten-Neunte aus Protest gegen den Angriff seinen russischen Club Fakel Orenburg, für den er elf Jahre spielte.

Trainiert hat Ovtcharov in den vergangenen Monaten kaum. «Mein Vater hat mich zum Start in Lima überredet», sagte er. «Ich hätte überhaupt nicht gedacht, dass ich nach sieben Monaten teilweise ganz ohne Sport und nur wenigen Wochen Training schon konkurrenzfähig bin.»

Siege gegen Stars motivieren

Trotzdem besiegte er in Lima den früheren Team-Europameister Joao Monteiro (Portugal), den früheren Junioren-Weltmeister Chen Chien-An (Taiwan) sowie die Bundesliga-Stars Simon Gauzy (Frankreich) und Anton Källberg (Schweden). Das gibt ihm Auftrieb für die großen Aufgaben dieses Jahres: die Heim-EM in München (13. bis 21. August) und die Mannschafts-WM in Chengdu (30. September bis 9. Oktober).

In China werden Ovtcharov und Dang Qiu in einem Team spielen. Von dem Aufstieg des 25-Jährigen bis unter die Top 15 der Weltrangliste wird dann auch Ovtcharov profitieren. 2020 gewann Qiu die Portugal Open. Nach der Einführung der Turnierserie World Table Tennis erreichte er in Dubai und Tunis die Finals. «Er wird besser und besser, was sehr gut für das deutsche Tischtennis und die weitere Entwicklung unserer Nationalmannschaft ist», so Ovtcharov.