In der Olympia-Stadt Tokio liegt die Zahl der Corona-Neuinfektionen am fünften Tag in Serie über der Marke von 3000 Fällen. Die Stadt registrierte am Sonntag innerhalb von 24 Stunden 3058 Neuinfektionen, nachdem am Vortag ein Höchststand von 4058 Fällen registriert erreicht worden war.
Am Sonntag sind die Zahlen gewöhnlich niedriger, da weniger getestet wird. Die Gouverneure von Tokio sowie anderen betroffenen Präfekturen wollen die Regierung auffordern, härtere Maßnahmen wie Ausgangssperren zu prüfen. Einen Lockdown wie in anderen Ländern hat Japan bisher nicht verhängt. Stattdessen gilt in Tokio und anderen Präfekturen bis 31. August ein Notstand, der nur lockere Maßnahmen vorsieht. So sollen Restaurants und Bars keinen Alkohol ausschenken und früher schließen.
Kritiker verweisen darauf, dass die bisherigen meist unverbindlichen Aufforderungen des Staates nicht mehr greifen. Die Gesellschaft müsse wieder ein «gemeinsames Krisenbewusstsein entwickeln», um einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern, forderte der Mediziner Omi Shigeru, der wichtigste Corona-Berater der Regierung. Die Delta-Variante des Virus sei ein «extrem starker Feind», sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Sie rief die Bürger auf, trotz der Sommerferien zu Hause zu bleiben. Zugleich bekräftigte Koike ihre Absicht, die streng vom Volk abgeschirmten Olympischen Spiele fortzusetzen.
Sie wolle die Impfungen von Menschen in ihren 40ern und 50ern beschleunigen, sagte Koike. Im Gegensatz zur jüngeren Generation ist ein Großteil der über 65-Jährigen inzwischen geimpft. Nach einem sehr späten Beginn des Impfprozesses sind bisher erst rund 27 Prozent der japanischen Bevölkerung voll durchgeimpft. Die Behörden in Tokio erwägen jetzt, jüngeren Menschen Impfungen auch ohne vorherige Reservierungen zu ermöglichen. Es gibt aber Klagen über nicht ausreichend Impfstoff. Kritiker behaupten, dass die auf allen TV-Kanälen pausenlos übertragenen Spiele mit dazu beitragen würden, dass jüngere Japaner das Coronavirus nicht mehr so ernst nähmen.