«Es ist unsere Zeit»: Flick soll Barça zu neuem Ruhm führen

«Es ist unsere Zeit»: Flick soll Barça zu neuem Ruhm führen

Hansi Flick klatschte in die Hände und strahlte in die Kamera. «Culers, es ist unsere Zeit. Força Barça», sagte der 59-Jährige auf Katalanisch in einer vom FC Barcelona verbreiteten Videobotschaft. «Culers», so werden die Fans des ruhmreichen spanischen Fußball-Weltclubs genannt. Flick will ihnen und sich selbst künftig wieder Freude bereiten.

Nach seinem missglückten Engagement als Bundestrainer versucht er als Nachfolger von Ex-Barça-Coach und Vereins-Legende Xavi, an alte Erfolge anzuknüpfen.

Flick erhält in Barcelona einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026, wie der Club mitteilte. Es sei eine «große Ehre und auch ein Traum», für diesen «wunderbaren Verein» zu arbeiten, sagte er. «Die Philosophie, die sie haben, ist ähnlich wie meine. Ballbesitz und Angriffsfußball, das sind die Dinge, die ich liebe.» Sein Titelhunger sei nach wie vor groß.

Offiziell vorgestellt werden soll Flick spanischen Medienberichten zufolge frühestens Anfang kommender Woche. Seiner Unterschrift war ein beispielloses Hin und Her um Barcelonas früheren Mittelfeldstar Xavi vorausgegangen. Zudem hatte es monatelang immer wieder Spekulationen um Barcelona als Wunschziel Flicks gegeben.

Denkwürdiger Sieg mit Bayern über Barcelona

Den hochverschuldeten 27-maligen spanischen Meister soll er nun zu neuem Ruhm führen. Sein gescheitertes Engagement als Bundestrainer mit dem Vorrunden-Aus bei der WM 2022 in Katar dürfte den Katalanen dabei jedoch kaum als Referenz gedient haben. In Erinnerung ist ihnen vielmehr Flicks erfolgreiche Zeit beim FC Bayern geblieben: In etwas mehr als eineinhalb Jahren als Chefcoach hatte Flick von Ende 2019 bis Sommer 2021 etliche Titel mit den Münchnern abgeräumt. Auf dem Weg zum Champions-League-Sieg 2020 gab es im Viertelfinale damals einen denkwürdigen 8:2-Erfolg gegen Barcelona.

Man habe einen Coach geholt, «der für seinen druckvollen, intensiven und unkonventionellen Fußball bekannt ist», hieß es in einer Barça-Mitteilung. Einen, der «über umfangreiche Erfahrungen sowohl auf Vereins- als auch auf Nationalmannschaftsebene verfügt, wo er praktisch alle Titel gewonnen hat, die man in der Welt des Fußballs gewinnen kann.»

Chaos um Club-Legende und Vorgänger Xavi

Flicks Verpflichtung ging ein monatelanges Chaos voraus. Club-Legende Xavi hatte im Januar seinen Rücktritt nach dem Ende dieser Saison angekündigt. Bereits zu dieser Zeit wurde Flick als möglicher Nachfolger gehandelt. Im April folgte dann die erste Kehrtwende, als sich Xavi, Barcelonas Präsident Joan Laporta und Sportdirektor Deco auf eine weitere Zusammenarbeit bis mindestens 2025 verständigten. Dann wurde dem 44-Jährigen am vergangenen Freitag aber doch das Aus mitgeteilt, weil Xavis öffentliche Aussagen zu der Finanzsituation des Clubs und der fehlenden internationalen Konkurrenzfähigkeit seines Kaders die Barça-Führung massiv verärgert haben sollen.

Stattdessen übernimmt nun Flick. Dessen Berater Pini Zahavi pflegt einen guten Draht zu Präsident Laporta, auch deshalb waren schon zuvor immer mal wieder Spekulationen um ein Engagement aufgetaucht.

Matthäus freut sich für Flick

«Ich freue mich sehr für Hansi. Er war schon seit längerer Zeit mit dem FC Barcelona in Kontakt, der Club hatte seine Fühler nach ihm ausgestreckt. Hansi war geduldig und kann nun zu einem absoluten Weltclub gehen», sagte der deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus der «Bild». Flick passe mit seinem Stil zu Barcelona.

Zudem trifft er in Barcelona unter anderem auf Torhüter Marc-André ter Stegen und Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan, den er zum Kapitän der Nationalmannschaft befördert hatte. Polens Top-Stürmer Robert Lewandowski kennt Flick aus seiner Zeit bei den Bayern. «Mit ter Stegen, Gündogan und Lewandowski hat er sofort drei Bezugspersonen, das ist wichtig», erklärte Matthäus. Gerade zu Gündogan pflege Flick ein «besonderes Verhältnis».

Flick hofft auf Unterstützung der Fans

In der Liga in der abgelaufenen Saison zehn Punkte hinter Meister und Erzrivale Real Madrid auf Platz zwei gelandet, in der Champions League und dem spanischen Pokal jeweils im Viertelfinale an Paris Saint-Germain beziehungsweise Athletic Bilbao gescheitert – hinter Barça liegt ein extrem unbefriedigendes Jahr.

Mit Flick soll eine neue Zeit anbrechen. «Ich möchte diese Reise wirklich mit euch beginnen», sagte er an die Fans gewandt. «Für mich ist es sehr wichtig, dass ihr uns unterstützt.»

Nils Bastek, Christoph Lother und Emilio Rappold, dpa