Der frühere Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang würde Ungeimpfte nicht in seiner Mannschaft haben wollen. «Wenn ich die rechtliche Grundlage hätte, gäbe es für einen Impfverweigerer die Rote Karte», sagte der bald 70-Jährige.
«Aber aus dem Team kann ich ihn ja nicht ausschließen», gab der erfolgreichste Bundestrainer in der Biathlon-Geschichte mit Blick auf die Vorgaben der Politik zu bedenken. Der Erfolgstrainer im Ruhestand würde sich einen impfunwilligen Sportler ordentlich zur Brust nehmen.
«Ich würde einem Athleten dringend anraten, sich impfen zu lassen.» Auch, um das Team vor einer Corona-Infektion zu schützen. «Es kann ja nicht sein, dass die anderen das Risiko mittragen für einen, der sich nicht impfen lassen will.» Müssiggang, der am Freitag (5. November) seinen runden Geburtstag feiert, würde sich sofort den dritten Pieks holen.
Hohe Impfquote in deutschem Olympia-Team
Ein Großteil der deutschen Olympioniken ist bereits vollständig geimpft, sagte zuletzt der Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dirk Schimmelpfennig. Einen Fall wie den des Fußballprofis Joshua Kimmich, der Impfbedenken geäußert hat, wird es bei den deutschen Wintersportlern voraussichtlich nicht geben.
Nach aktuellem Stand müssen sich ungeimpfte Athletinnen und Athleten nach ihrer Einreise in China für drei Wochen in eine strenge Quarantäne begeben. «Bock hat keiner auf Quarantäne, das ist klar», sagt Denise Herrmann. Die ehemalige Langläuferin ist für Müssiggang eine der deutschen Medaillen-Kandidatinnen im Biathlon bei den Olympischen Winterspielen im Februar.
«Denise Herrmann ist immer in der Lage, eine Medaille zu holen. Die Franziska Preuß auch. Vom Leistungsvermögen ebenso der Benedikt Doll. Ob es am Schluss dann klappt, das muss man sehen», sagte Müssiggang, unter dessen Regie die deutschen Skijägerinnen bei Olympia acht Gold-, elf Silber- und fünf Bronzemedaillen gewonnen haben. Auch diesmal werden die Skijäger wieder zu Olympia fahren, «um Medaillen zu gewinnen, und werden sich über jede Medaille freuen, egal ob Gold, Silber oder Bronze – aber es wird schwer», meinte der ehemalige Erfolgstrainer.
Olympia-Boykott nur global sinnvoll
Angesichts der Menschenrechtslage würde Müssiggang mit keinem guten Gefühl zu Olympia fliegen. «Wenn ich noch Bundestrainer wäre und nach Peking müsste, hätte ich ein Problem damit, einfach zu sagen, wir kehren das unter den Tisch und führen die Spiele um jeden Preis durch. Aber einen Boykott kann man den Athleten nicht antun. Wenn, dann müsste die ganze Welt die Spiele boykottieren.»